Bürokratie statt Zeit für die Kinder? Die Diakonie in München und Oberbayern hat die neuen Test-Regeln in den bayerischen Kitas kritisiert
«Unser Auftrag ist, uns um die Kinder zu kümmern und den Eltern Partner in der Erziehung zu sein. Pädagogik braucht Zeit», sagte Andrea Betz, sozialpolitische Vorständin des Verbandes in einer Mitteilung vom Mittwoch. Doch nun müssten die Einrichtungen noch mehr Bürokratie bewältigen. Dabei hätten Kitas und Familien schon zwei Jahre voller Corona-Stress hinter sich.
Am Vortag hatte das Kabinett die Test-Regeln an den Kitas verschärft: Bei einer Corona-Infektion in einer Gruppe müssen die anderen Kinder an den fünf folgenden Tagen täglich einen Testnachweis mitbringen. Dafür bekommen die Eltern zusätzliche Berechtigungsscheine für Selbsttests aus der Apotheke. Die Diakonie sprach von einer «Infektionsbürokratie».
Im Kita-Betrieb ohne aktuelle Infektion müssen Eltern dreimal die Woche glaubhaft versichern, die Kinder negativ getestet zu haben – entweder per Unterschrift oder durch das Mitbringen der Test-Kassette.
Kritik gab es bereits in der Vergangenheit
Bereits vor dem neuesten Kabinettsbeschluss hatte der Caritas-Verband für das Erzbistum München-Freising heftige Kritik am Corona-Management der Staatsregierung für die Kitas geübt. «Es kann ja wohl nicht wahr sein, dass der Staat wegen seiner Personalprobleme in den Gesundheitsämtern seine Aufgaben auf die Träger und Einrichtungsleitungen der Kitas abwälzt», sagte Caritas-Vorständin Gabriele Stark-Angermeier.
Nahezu die gesamte Verantwortung für den Gesundheitsschutz im Hinblick auf Corona werde auf die Träger der Kindertageseinrichtungen umgelegt. «Damit werden insbesondere die Einrichtungsleitungen mit immer mehr Zuständigkeiten im Corona-Management überhäuft und überlastet.» Kitas würden in den Kollaps getrieben. Die tägliche Bildungs- und Betreuungsarbeit gerate in den Hintergrund.