Manfred Weber kam als Vorsitzender der europäischen Volksparteien (EVP) zum fränkisch-bayerischen Oktoberfest – „Das beste Europa, das es je gab!“

Niederwerrn (el). Geradezu frenetischen Applaus gab es für die Rede von Manfred Weber, den Vorsitzenden und Fraktionschef der Europäischen Volksparteien (EVP) im Europäischen Parlament, beim fränkischen Oktoberfest von CSU und Frauen-Union im Niederwerrner Gemeindezentrum.

Er war zur Unterstützung von Martina Gießübel als Landtagskandidatin und Stefan Funk für den Bezirkstag gekommen und er untermauerte eloquent die Positionen der CSU. Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber hatte in der Begrüßung bereits auf die Bedeutung eines guten Wahlergebnisses für die CSU hingewiesen, um Bayern auch im Bund weiterhin eine starke Stimme ­ zu verleihen.

Dass Manfred Weber fast Präsident der Europäischen Kommission geworden wäre – ein Amt, das heute Ursula von der Leyen bekleidet – war kein Thema an diesem Abend, wohl aber die zahlreichen Treffen mit Staatschefs und Amtskollegen, auf der ganzen Welt, die die Erfahrung und Meinung Webers geprägt haben. Ein Besuch im ukrainischen Butscha etwa, wo russische Soldaten ein Massaker an der Zivilbevölkerung verübt haben. Wer so etwas erlebt habe wisse, dass die Unterstützung für die Ukraine nie nachlassen dürfe, so Weber.

Weber sprach frei mit dem Mikrofon in der Hand. Nach etwa der Hälfte seiner Rede legte er den Jancker ab, er hatte sich inzwischen über manches aufregen müssen. Natürlich in erster Linie über die aktuelle Bundesregierung. Auch Weber arbeitete dabei die bekannten Positionen und Vorwürfe der Union ab. Der Länderfinanzausgleich kam zur Sprache und warum Bayern dagegen in Karlsruhe klagt. „Alle wollen nach Bayern“ konstatierte er die Zahlen zum ungebremsten Zuzug, nicht nur von Asylanten und Flüchtlingen, sondern auch Bürgern aus anderen Bundesländern. Dies wohl auch, weil Bayern das sicherste Bundesland sei, konstatierte er. Mit 10.000 neuen Polizisten sei deren Anzahl nun auf 46.000 geklettert. Bayern sei immer in der Lage sich anzupassen und auf aktuelle Herausforderungen zu reagieren und nicht auf grundsätzlichen Ideologien zu verharren, wie es die politische Konkurrenz oft tue. Dies gelte für die Energiewende ebenso, wie für die Zuwanderung. Dem Ausbau von erneuerbaren Energien müsse immer auch die Bezahlbarkeit gegenüber stehen. Dies kann ein langwieriger Prozess sein, doch auch Weber ist überzeugt es zu schaffen. Es bestehe deshalb auch kein Zweifel, dass die Mobilität der Zukunft Co2-frei vonstatten gehen müsse, doch wie das technisch hinzubekommen ist, dass müsse man schon allein der Ingenieurskunst überlassen, ohne ihr aus politischen Geschmacksgründen Vorgaben, wie etwa ein Verbrennermotor-Verbot,  aufzuerlegen. Der Umstieg auf erneuerbare Energien sei viel zu komplex, als dass man sich heute schon auf nur auf eine Lösung festlegen könnte.

Und Weber verteidigte sich gegen Kritik an einem Treffen mit dem tunesischen Staatspräsidenten zur Begrenzung von Flüchtlingsströmen. Man könne sich seine Gesprächspartner nicht aussuchen und muss mit denen auskommen, die helfen können. Deutschland müsse als Staat die alleinige Entscheidungshoheit haben, wer rein komme und nicht Schlepperbanden. Unterstützung für Tunesien sei da immer noch viel günstiger als Unterbringung und Abschiebeverfahren hier.

„Wir leben im besten Europa, das es je gab“, schwenkte der EVP-Vorsitzende am Ende seiner Ausführungen noch einmal auf seinen Aufgabenbereich. Weil dem so sei, müsse dieses Bündnis gegen alle Angriffe von innen und außen verteidigt werden. Der Euro sei von Theo Waigel geprägt worden und er ist heute nach dem Dollar die zweite Leitwährung auf der Welt. Franz-Josef Strauß habe seinerzeit die Türen nach China geöffnet, wo heute noch viele Exporte hin gehen.

Neben den großen Themen der Welt ließ Weber immer wieder auch nationale Gegebenheiten einfließen. Tanzen am Karfreitag kam dabei ebenso vor wie Giftspritzen zur Euthanasieunterstützung, was er beides ablehnte.

Weber hatte am Ende die Herzen seiner Anhänger gewonnen. Den obligatorischen Bieranstich überließ der authentische Niederbayer jedoch der Dame, Martina Gießübel. Ein Mann fürs Ministerpräsidentenamt, wenn Markus Söder nach Berlin gehen sollte. So wurde es zumindest an den Tischen geraunt.

 

Foto (Wiener): 

Mit allen Kandidaten der CSU und der Frauen-Union präsentierte sich Manfred Weber (Mitte) zum Abschluss seiner Rede beim fränkischen Oktoberfest im Niederwerrner Gemeindezentrum.