Vor zwei Jahren: Impfpflicht – Quasi in letzter Sekunde hat sich der Bundestag dagegen entschieden

Zwei Jahre ist es erst her, als Deutschland um haaresbreite einer allgemeinen Impfpflicht entging. Foto: Angelo Esslinger_pixabay

Man mag es kaum mehr glauben, aber es ist erst zwei Jahre her, als Deutschland heftig über eines der umstrittensten Themen der bundesrepublikanischen Geschichte stritt: Die Impfpflicht gegen das Corona Virus. Am 7. April 2022 wurde das Thema jedoch ad acta gelegt. Es wurde ähnlich hart gerungen, wie zuletzt beim Thema Cannabis-Freigabe.

Mehrere Vorschläge lagen seinerzeit auf dem Tisch. Angefangen von verpflichtender Beratung über Impflicht nur für Ältere bis hin zu einer allgemeinen Impflicht für alle. Da die Inzidenzen – sie waren damals das Maß der Dinge – erst wenige Wochen zuvor wieder zum Sinkflug angesetzt hatten, trauten sich immer weniger Abgeordnete einer allgemein verbindlichen Impfpflicht zuzustimmen. Zuvor hatten Gesundheitsminister Karl Lauterbach, aber auch führende Ärzte heftig dafür geworben.

Zwei Jahre lang hatte Corona die Republik fest im Griff und immer neue Wellen erforderten immer neue  Maßnahmen. Der Umfang der Anordnungen war jedoch mit zunehmender Dauer immer mehr umstritten. Manche sahen in Corona eine ganz natürliche Entwicklung, die – ähnlich dem Grippevirus – in der kalten Jahreszeit über die Menschheit herein bricht und irgendwann wieder vergeht. Sie waren der Meinung überhaupt nichts zu tun und es einfach auszusitzen. Dem gegenüber standen jedoch Schreckensbilder wie aus dem italienischen Bergamo, wo die starke Häufung an Infizierten die Krankenhäuser überlastete und viele Todesfälle die Bestattungsinstitute an ihre Grenzen brachten.

Auch in Deutschland gab es am Ende 180.000 Todesfälle, die mit Corona in Zusammenhang gebracht wurden, überwiegend ältere Menschen.

Um gegen eine erneute Welle im Herbst 2022 gewappnet zu sein, sollte eine Impfung für Jedermann dem Virus ein Schnippchen schlagen. Von einer möglichen „Wand“, die im Herbst auf uns zukäme, sprach Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, anfänglich ein viel beachteter und medial gepushter  Maßnahmenerfinder, am Ende aber ein großer Befürworter umfangreicher Lockerungen. Auffällig war, dass er dabei meist genau gegenteilige Standpunkte zur Regierungsmeinung vertrat. Geradezu unglaublich mutet heutztage die seinerzeit mit hohen Strafen bedachte Pflicht an, ab 21 Uhr das eigene Haus nicht mehr „ohne triftigen Grund“ verlassen zu dürfen. Auch die mehr oder weniger weggesperrten Kranken, die ohne Abschied von ihren Verwandten aus dem Leben schieden, waren Opfer umfangreicher Schutzmaßnahmen. Aber auch verscheuchte Kinder von Kinderspielplätzen oder Schlittenbahnen wirken aus heutiger Sicht als sehr befremdliche Maßnahmen, die seinerzeit dennoch viel Beifall fanden.

Medial wurde tendenziell stets für strenge Maßnahmen geworben.  Auf Impfgegner fand eine regelrechte Hatz statt. Bayern Münchens Fußballprofi Joshua Kimmich musste sich gegen unangenehmste Fragen rechtfertigen, warum er sich nicht impfen ließ und beherrschte damit tagelang die Schlagzeilen der meinungsprägenden Medien. Aber auch ganz „normale“ Bürger, die sich nicht impfen ließen oder an der Impfpflicht Kritik übten, wurden schonungslos in die „rechte Ecke“ gestellt, als Verschwörungstheoretiker verunglimpft oder als „Covidioten“ beschimpft. Stigmatisierung war auf einmal wieder hoffähig geworden.

Inzwischen ist der Ärger jedoch verraucht. Man meint niemand will mehr so recht was damit zu tun haben wollen. Die Impfskeptiker sind froh, dass es vorbei ist und die Impfpflichtbefürworter wollen darauf nicht mehr angesprochen werden. Am Ende war es dann doch gut, dass dem Bürger ein staatlicher Zwang zu einer Impfung erspart geblieben ist. Auch in Gegenden ohne Impfstoffe hat sich das Virus weltweit quasi in Luft aufgelöst. Dennoch sollte sich heute niemand brüsten, „es schon immer gewußt“ zu haben. Eine Pandemie diesen Ausmaßes hatte es schon 100 Jahre nicht mehr gegeben. Niemand hatte deshalb ein Patentrezept und niemand wusste, wie es ausgehen würde. Lieber mehr Vorsicht als zu wenig ist eines demokratischen Staates angemessen, der Fürsorge für seine Bürger pflegt. Staaten mit Mißachtung von Menschenrechten hatten prozentual höhere Sterberaten.

Von Daniel Wiener

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