Segen oder Fluch für die Gemeinde?

Üchtelhausen (red). Nicht einmal ein Stadtbus fährt in die am unmittelbaren Stadtrand gelegene Gemeinde Üchtelhausen. Bürgermeister Johannes Grebner möchte den Hauptort der gleichnamigen Gemeinde aus dem Dornröschenschlaf erwecken und auch die anderen Ortsteile davon profitieren lassen.

Ihm schwebt ein Gewerbegebiet direkt an der Staatsstraße 2280 (Schweinfurt – Bad Königshofen) vor, das neben einer Erweiterung des täglichen Daseinsfürsorgeangebot auch die oberhalb und unterhalb eben jener Staatsstraße liegenden Gemeindeteile besser verbinden soll. Bis heute gibt es noch nicht einmal eine eigene Abbiegespur hinunter nach Zell, obwohl es an der Abzweigung in der Vergangenheit immer wieder zu Unfällen kam.

Einem Gewerbegebiet mit dem Namen „Zeller Berg“ käme für die Zukunft der Gemeinde Üchtelhausen große Bedeutung zu, findet der Bürgermeister und verweist auf zahlreiche Gespräche mit Bürgern, die ihn schon auf dieses Problem aufmerksam gemacht hätten. In einer eigenen Beilage zum amtlichen Mitteilungsblatt der Gemeinde wird das Projekt genauer vorgestellt.

Demnach soll ein Discounter endlich die fehlende Grundversorgung in der Gemeinde sichern und mit einem Ärztehaus soll die medizinische Versorgung in der Region einen weiteren Standort erhalten. Mit sogenannten Tiny-Houses könnte zudem die Nachfrage nach kleinem und günstigem Wohnraum gedeckt werden. Abseits der Ortsbebauung ist am Zeller Berg außerdem ein Wertstoffhof für den Landkreis Schweinfurt geplant.

Doch den Überlegungen schlägt auch Gegenwind entgegen. Für eine vernünftige Abzweigung nach Zell hinunter gibt es Probleme beim Grundstückserwerb. Zudem hat sich eine Bürgerinitiative gebildet, die einen Bürgerentscheid gegen das Projekt herbei führen möchte. Das Hauptargument ist dabei eben jene ländliche Idylle, die Üchtelhausen und der „Schweinfurter Rhön“ eine hohe Wohnqualität beschere. Alle angedachten Angebote seien im nahen Schweinfurt oder Nachbargemeinden vorhanden und schnell erreichbar. Weitere Flächenversiegelungen seien daher unangebracht. Zudem verdiene der unstimmige Mix aus einem Discount-Markt, Ärztehaus, Wertstoffhof und Tiny-Houses nicht die Bezeichnung „Gewerbegebiet“.

Gewerbesteuereinnahmen seien mit so einer Bestückung kaum zu erwarten. Die Topografische Lage würde es vor allem älteren Menschen erschweren, den „Zeller Berg“ zu erreichen.

Derzeit läuft eine Unterschriftensammlung um ein Bürgerbegehren gegen das Vorhaben anzustrengen. Wie Dorothea Traub aus dem achtköpfigen Initiatorenteam ausführt gäbe es weit wichtigere Projekte in der Gemeinde, wie etwa die Leerstandbeseitigung in Innenorten, eine Anbindung an das Stadtbusnetz, eine Verbesserung der Mobilfunk- und Internetqualität oder einen ausgebauten Radweg nach Schweinfurt.

Stattdessen werde viel zu viel Kraft in unsinnige Großprojekte investiert, von denen die Gemeinde nichts habe. Dazu zählt sie auch das „zähe Ringen“ der Gemeinde um Windräder, die einen weiteren Beitrag zur Zerstückelung der „Schweinfurter Rhön“ leisten würden.

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