Nockherberg im Schüttbaukeller

Stadtlauringen (el). Dass Bayerns Staatsministerin für Digitales, Judith Gerlach, ihr Metier auch in der Praxis versteht, zeigte sich schon beim Pressefoto, als sie einem gerade mit der Technik seines Smartphones überforderten Fotografen die Einstellungen richtete.

Unkonventionell gestaltete sie auch ihre Ansprache beim Starkierabend der CSU im Stadtlauringer Schüttbau, bei der sie zunächst das Rednerpult kurzer Hand auf Seite schob, da sie lieber frei mit dem Mikrofon vor dem Publikum auf und abgehen wollte, „tigern“, wie sie es nannte. So versprühte ihr Auftritt dann auch einen Hauch vom Nockherberg, wegen dem der Stadtlauringer Starkbierabend eigens von Freitag auf Samstag verschoben wurde, wie CSU Ortsvorsitzender Heiko Zimny bei seiner Begrüßung erklärte.

Die Digitalministerin ihrerseits verstand es hervorragend mit der vertauschten Rolle zu kokettieren, bei der sie als Politikerin auf der Bühne stand und der imaginäre politische Gegner – vor allem die Grünen – die Leviten gelesen bekam.  Die Digitalministerin machte keinen Hehl aus ihrer Neigung dem Publikum auf unterhaltsame Art die Sicht der CSU näher zu bringen. Kabarett auf Art der CSU eben. Und die Steilvorlagen aus Berlin gaben dabei einiges her, sich an der Koalition abzuarbeiten. Das geplante Verbot von Ölheizungen träfe den ländlich Raum schwer, wie auch schon die Vorrednerinnen Martina Gießübel als Landtagskandidatin, Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber und Bezirkstagskandidat Stefan Funk in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen stellten. Dem Pflegenotstand zu begegnen sei zudem viel wichtiger, als das „Gendern“ durchzusetzen.

„Näher am Menschen“ wolle nicht nur sie sein, so die Digitalministerien, sondern alle in ihrer Partei. Nur so könne man auch das Umsetzen was die Bürger wirklich wollen. Ihnen ideologisch geprägte Wunschnummern überzustülpen sei der falsche Weg. Wo der viele Strom für die Zukunftsprojekte der Regierung herkommen soll, habe noch niemand plausibel erklären können.

Doch von Resignation war in Stadtlauringen nichts zu spüren. Die aktuell recht guten Umfragewerte für die CSU sorgten allenthalben für gute Laune. Da wurden gerne die Musiker mit einbezogen und auch schon mal befragt, wie sie digital vernetzt sind.  Digital vernetzt werden jetzt in Bayern zusehends die Rathäuser, die viele persönliche „Botengänge“ erübrigen und somit vieles erleichtern. Dass es dabei trotz allem schick sei „konservativ“ zu sein, erfuhren die Besucherinnen und Besucher und wie sie diesen Umstand in ihrem Freundeskreis erklärt. Und auch dass die aus dem Spessart stammende Digitalministerin den dort gesprochenen Dialekt „aschebergerisch“ eindeutig als fränkischen Ableger sieht und dieser keinesfalls hessisch sei, stellte sie eindeutig fest.

Dass das Starkbier nur als Namensgeber für deftige Wahlkampfkost herhalten musste, schmeckten die Biergourmets unter den Besuchern schnell. Zum Ausschank gelangte nämlich nicht selbiges, sondern das „normale“ Landbier einer Brauerei aus Maroldsweisach. Die Veranstaltung sollte schließlich bei klarem Kopf auch der Ernsthaftigkeit einer politischen Kundgebung Rechnung tragen. Dafür sorgte dann gegen Ende vor allem CSU-Kreisvorsitzender Friedel Heckenlauer, der Klartext sprach und aus seiner Sicht Versäumnisse und Fehlentwicklungen, häufig durch Applaus unterbrochen, aufzeigte. Zum Abschluss gab es dann die bayerische und die deutsche Hymne, gespielt von der König-Ludwig-Band aus Oberlauringen.

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