Hans-Platschek-Ausstellung in Schweinfurt

In der Schweinfurter Kunsthalle  gibt es als  Retrospektive zum 100. Geburtstag von Hans Platschek noch bis zum 11. Juni rund 70 Werken des Künstlers und viele Vergleichsbildern aus seinem Freundeskreis zu sehen.  Die Schau bietet einen neuen Blick auf eine äußerst produktive Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts mit einem kulturellen Kontaktnetz internationaler Reichweite. Kuratiert von Claus Mewes (Hamburg) und Selima Niggl (München) in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Schweinfurt. Zur Schau erscheint bei edition metzel ein umfangreicher Katalog mit 280 Seiten, zahlreichen Farbabbildungen,  Texten von namhaften Autoren und Autorinnen, einer Lebenschronologie mit Bibliografie und Ausstellungsliste. 

Als Person, Künstler und Kunstkritiker ist Hans Platschek (1923-2000) schwer einzuordnen: Er malte und schrieb, er wechselte die Stile und die Sujets, er zeichnete politische Karikaturen, arbeitete informell und gegenständlich. Er äußerte sich in unterschiedlichen medialen Formen, vom Aquarell bis zum Gemälde, vom kunstkritischen Essay in Zeitungen und Magazinen zum Rundfunkvortrag, vom Film bis zum gedruckten Buch. Er sprach fließend fünf Sprachen und wechselte die Wohnorte – manchmal gezwungenermaßen – zwischen Berlin, seinem Geburtsort, Montevideo, Frankfurt am Main, München, Rom, London und Hamburg, wo er blieb bei mehrfachen Umzügen innerhalb der Stadt – und wo er durch einen Brandunfall im Jahr 2000 ums Leben kam.  Sein kommunikatives Spektrum reichte von privaten Beziehungen zu Schauspielerinnen und Schriftstellerinnen bis zu künstlerisch kulturellen Freundschaften und Arbeitsverhältnissen. Sein Kontaktnetz war sowohl international als auch lokal – und an seine Lebensstationen gebunden.  Er war ein unnachsichtiger Kritiker des Kunstbetriebs in seinen diversen Verflechtungen und bestimmter Positionen der zeitgenössischen Kunst.

Entsprechend kontrovers und widersprüchlich werden Person und Werk Hans Platscheks bis heute rezipiert. Im Rahmen des Ausstellungsprojekts sind bisher unbeachtete biografische Quellen erschlossen worden, woraus sich ein verändertes Verständnis des gesamten Werks von Hans Platschek ergibt. Dabei konnten von versierten Autoren und Autorinnen (Karl Janke, Julia Weimar, Hans Joachim Petersen, Margrit Brehm, Christine Künzel, Waltraud Brodersen, Claus Mewes, Selima Niggl, Peter Gorsen, Christian Demand) wesentliche Fragestellungen herausgearbeitet werden, die einen neuen Blick auf den Denkraum Platscheks zwischen Malen, Schreiben und Handeln ermöglichen.  Für die Ausstellung konnten viele Schlüsselbilder aus allen Schaffensphasen zusammengetragen werden. Diese bisher selten an einem Ort versammelten Werke kommen aus Museen, aus der Stiftung van de Loo, der Hans Platschek Stiftung in Hamburg sowie aus verstreutem Privatbesitz. Parallel dazu sind Werke von Kolleginnen und Kollegen zu sehen, die mit seinem „Kosmos“ korrespondieren, von Jean Fautrier über Emilio Vedova und Antonio Saura bis zu Renato Guttuso. So stoßen auf ungewöhnliche Weise Kunstwerke aus verschiedenen Zusammenhängen und Zeiten exemplarisch zusammen.

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