Auswirkungen des Ukrainekrieges auf das Klima

Schweinfurt (red). „In der Regel wissen die Leute nicht, woher die Farben der BRD-Flagge stammen. Auf Fahnen haben jedes Symbol und jede Farbe eine Bedeutung. Bei der Ukraine steht das Blau für den weiten Himmel und das Gelb für die weiten Kornfelder, über die er sich erstreckt.“ Gerd Düll ist Gastredner bei der vlf-Hauptversammlung am 10.01.2023 in Schweinfurt und Behördenleiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürth-Uffenheim. 

Er zeigt bei seinem Vortrag die landwirtschaftliche Handelskette auf und die Auswirkungen des Ukrainekrieges. Der Marktanteil Russlands und der Ukraine an Sonnenblumenöl und -Schrot beträgt zusammengenommen an die 80% am Welthandel (gute 20% Russland und knappe 60% die Ukraine). Die Verknappung des Sonnenblumenöls letztes Jahr im Einzelhandel war eine direkte Folge des Krieges. Ebenso der Preisanstieg. Denn die Marktsensibilität ist bei Lebensmitteln deutlich höher als bei anderen Waren. 

„Auf ein neues T-Shirt kann man vielleicht mal verzichten, aber frisches Brot braucht man alle paar Tage. Umgekehrt kann man ein paar T-Shirts auch mal auf Vorrat kaufen, aber frisches Brot eben nicht“, so Düll. Der Markt sei darum bei Lebens- (und genauso Arzneimitteln) einerseits schneller gesättigt und andererseits schneller leergekauft. Lebensmittelversorgung ist also ein reales Druckmittel, das politisch eingesetzt werden kann und eingesetzt wird. Der Vorwurf allerdings, deutsche Landwirte würden sich an der Preissteigerung bereichern, ist ein Fehlschluss. „Der Weizenanteil am Brotpreis beträgt gerade mal 10 Ct. Steigt der Weizen-preis also um 10 €/dt netto, dann steigt der Brotpreis pro Kg um 10 ct inkl. MwSt.“ 

Was die Preise in die Höhe treibe, sei in erster Linie die höhere Warennachfrage bei geringerer Warenmenge. Von betriebswirtschaftlicher Seite der Landwirtschaft tragen außerdem die höheren Energie-, Düngemittel-, Saatgut und Futterpreise zur Inflation bei.

Insgesamt 142 Schülerinnen und Schüler befinden sich derzeit in Ausbildung zur/m Landwirt/in. Davon kommen knapp die Hälfte, 70, aus dem Einzugsgebiet der Berufsschule Schweinfurt. Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Zahl wieder etwas gestiegen, dennoch ist der Bedarf der Betriebe an Lehrlingen noch immer nicht gedeckt. Auffällig hierbei ist auch, dass mittlerweile rund 40% der Azubis nicht aus landwirtschaftlichen Familien stammen, also keinen elterlichen Betrieb im Hintergrund haben.

Gerd Düll erklärt die höhere Marktsensibilität bei Lebensmitteln. Foto: Maria Schmitt, AELF SW

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