Die Ausfalltage wegen psychischer Erkrankungen haben während der Pandemie in Bayern einen neuen Höchststand erreicht. Das Niveau lag mit rund 2,4 Fehltagen pro Kopf um 50 Prozent über dem von vor zehn Jahren. Ein psychischer Krankschreibungsfall dauerte im vergangenen Jahr durchschnittlich 38,7 Tage. Dennoch blieb der Freistaat auch 2021 deutlich unter dem Bundesdurchschnitt (rund 2,8 Fehltage pro Kopf). Das geht aus dem aktuellen Psychreport der DAK-Gesundheit hervor, für das IGES Institut die Daten von rund 351.000 DAK-versicherten Erwerbstätigen in Bayern ausgewertet hat.
„Unser Report zeigt, dass viele Menschen mit psychischen Erkrankungen besonders unter den anhaltenden Belastungen der Pandemie leiden“, sagt Sophie Schwab, Leiterin der DAK-Landesvertretung in Bayern. „Die Betroffenen finden schwer wieder in ihren Berufsalltag zurück.“ Das habe auch mit den besonderen Arbeitsbedingungen unter Corona zu tun. „Deshalb müssen wir in der Arbeitswelt noch mehr tun, damit psychische Probleme nicht tabuisiert werden. Betroffene Mitarbeitende müssen bei der Wiedereingliederung aktiv unterstützt und nach ihrer Leistungsfähigkeit eingesetzt werden“, betont Schwab.
Deutlichster Anstieg bei erwerbstätigen Frauen ab 55 Jahren
Besonders auffällig ist die Entwicklung bei den weiblichen Beschäftigten. Zwar haben Frauen in der Arbeitswelt seit Jahren generell mehr Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen als Männer. Doch für die Pandemie zeigt der Psychreport bei Arbeitnehmerinnen ab 55 Jahren die mit Abstand höchsten Steigerungsraten unter allen Beschäftigten an. Bei den 55- bis 59-Jährigen ist die Anzahl der Fehltage 2021 im Vergleich zu 2019 um 21 Prozent angestiegen, bei den über 60-Jährigen sogar um 37 Prozent.
Mehr Fehlzeiten wegen Anpassungsstörungen und Ermüdung
Die mit Abstand meisten psychischen Fehltage verursachen Depressionen (9,4 Fehltage pro Kopf). An zweiter Stelle folgen die sogenannten Anpassungsstörungen, die unter Pandemie-Bedingungen stark an Bedeutung gewinnen. Die Anzahl der Fehltage wegen dieser Diagnose ist seit 2019 um fast ein Viertel angestiegen – auf 5,6 Fehltage pro Kopf. Mit Anpassungsstörung ist eine Reaktion auf ein belastendes Lebensereignis gemeint – zum Beispiel einen Trauerfall, eine Trennung oder eine schwere Erkrankung. Die Ausfallzeiten wegen neurotischer Störungen wie Ermüdungssyndrom und Konzentrationsschwäche stiegen um 41 Prozent auf 2,8 Fehltage pro Kopf.
Meiste Psych-Fehltage im Gesundheitswesen
Der Psychreport Bayern weist deutliche Unterschiede in den Branchen nach: Während im Gesundheitswesen pro Kopf und Jahr durchschnittlich 3,4 Fehltage mit einer psychischen Diagnose anfallen, sind es im Baugewerbe lediglich 1,2 Tage. „Wir werben für einen offeneren Umgang mit psychischen Belastungen, gerade in stark belasteten Branchen. Unser Psychreport kann dafür wertvolle Hinweise liefern“, sagt Sophie Schwab. Ebenfalls bedeutsam seien die Versorgungsverträge, die die Kasse im Bereich psychischer Erkrankungen für ihre Versicherten abgeschlossen habe.
DAK-Gesundheit bietet individuelle Hilfe an
Die DAK-Gesundheit bietet mit dem Programm „veovita plus“ ihren Versicherten schnelle und flexible Hilfe bei Ängsten und Depression. Nach einer professionellen psychiatrischen und hausärztlichen Diagnose erhalten Betroffene eine individuelle Versorgung und bekommen zusätzlich hochwirksame digitale Gesundheitsanwendungen, die die Behandlung unterstützen. „Ziele sind eine nachhaltige Versorgung und die gesundheitliche Stabilisierung der Versicherten“, so Schwab. Um das sicherzustellen, sei eine Teilnahmedauer von bis zu zwei Jahren im Programm möglich. Weitere Informationen im Netz: www.dak.de/veovita
Für den Psychreport hat das Berliner IGES Institut die Daten von rund 351.000 bayerischen DAK-versicherten Beschäftigten ausgewertet. In dieser Analyse sind alle Fehlzeiten bis zum Jahr 2021 berücksichtigt, für die eine Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigung mit einer psychischen Diagnose an die Kasse gegangen ist.