Letztmals Bürgeressen Schweinfurt 2025 zum 50-jährigen Bestehens des Vereins Schweinfurter Köche

Auch beim letzten Bürgeressen dabei Jürgen Köpke (rechts). Das Foto zeigt das Bürgeressen 2016

Wenn zu viele Menschen an einer Sache arbeiten, dann wird das nichts.  „Viele Köche verderben den Brei“ sagt dazu der Volksmund, liegt mit diesem allbekannten Sprichwort aber ausgerechnet beim Verein Schweinfurter Köche voll daneben. Der heuer vor 50 Jahren gegründete Verein hat mit seinem sozialen Einsatz bewiesen, dass zumindest in Schweinfurt viele Köche nicht immer den Brei verderben. Zum runden Geburtstag in diesem Jahr warten die Schweinfurter Köche nun mit einer großen Überraschung auf: Am 26. Juli veranstalten sie ein allerletztes Bürgeressen. 

23 Köche, Küchenmeister und Chefs renommierter Gasthäuser aus Schweinfurt haben am 23. Januar 1975 den „Verein Schweinfurter Köche“ ins Leben gerufen und Geschichte geschrieben. Gleichwohl fordert die Zeit ihren Tribut. Der Verein, der zu seinen besten Zeiten noch im Jahr 2010 weit über 100 Mitglieder zählte, ist aktuell auf 38 Köche geschrumpft. Die raffen sich jetzt aber nochmal auf und feiern den 50. Geburtstag mit dem dann 15. Bürgeressen. Es steigt am 26. Juli natürlich wieder auf dem Marktplatz. 

Fürs hoffentlich hungrige Volk wird ein fränkisch-deftiger Pichelsteiner Gemüseeintopf gekocht und mittags sehr preisgünstig auf der guten Stube angeboten. Das Allerbeste und beim rührigen Verein Tradition: Die Köche kochen wieder für einen guten Zweck und lassen den Erlös komplett der Schweinfurter Tafel zugutekommen. 

„Wir haben immer für soziale Zwecke gekocht, zu den bisher erkochten rund 80.000 Euro kommt eine hoffentlich erkleckliche Summe dazu“, sagt Jürgen Köpke,  Mitgründer und mit 18 Jahren die längste Zeit Vorsitzender. Er wurde deshalb auch zum ersten Ehrenmitglied ernannt. 

Die seinerzeitigen Gründer waren das Who ist Who der Schweinfurter Gastroszene: Michael Ankenbrand vom Zeppelin, Horst Gößwein vom legendären Fischerrain-Restaurant oder Lindwurm-Wirt Heinz Müller. Die Gasthäuser gibt es nicht mehr oder unter anderem Namen. Mit dabei waren damals auch die Großküchenmeister Günther Wörtmann, Josef Gluza  (beide früher Fichtel & Sachs), Horst Ellinger (Theresienheim KG) und eben „Chefkoch“ Jürgen Köpke (Leopoldina).  

Der Verein – selbst Mitglied im Welt-, Deutschen und im Landes-Verband der Köche – feierte 1976 und 1980 bei den Kocholympiaden in Frankfurt mit drei Gold-, acht Silber- und zwei Bronzemedaillen einen Riesenerfolg. Die Schweinfurter Köche mischten bei vielen Kochkunstausstellungen in Deutschland, Italien und Österreich mit, sie kreierten den ersten bundesweiten Wettbewerb „Gemeinschaftsverpflegung“ (1982). Unvergessen sind die Köche-Bälle. 

Wenngleich: Die Bürgeressen auf dem Markt waren das Highlight und das insbesondere deshalb, weil die Erlöse an soziale Einrichtungen in Schweinfurt gingen. „Der Schweinfurter Köcheverein ist einer der wenigen Vereine, die nicht nur von der Stadt nehmen, sondern eher geben“. Zitiert ist der am 1. Dezember 2020 verstorbene Ex-OB Kurt Petzold. Wie recht er da hatte.

Das soziale Gesicht, das zeigten die Köche bei vielen anderen Anlässen. Etwa mit der Spargelschälaktion auf dem Marktplatz für an Mukoviszidose erkrankte junge Menschen. Oder bei den Stadtmarathons, deren Erlös der Stiftung Schweinfurt hilft Schweinfurt zugutekam. Gekocht wurde für die vielen Besucher und Sportler des Lauf-Events, alles ehrenamtlich. 

Bei vielen gesellschaftlichen Ereignissen standen die Aktiven des Vereins helfend hinter den Kochtöpfen – etwa 2012 zum 140-jährigen Bestehen der Musikschule, 2013 bei der 50-Jahrfeier mit der schottischen Partnerstadt Motherwell/North Lanarkshire oder 2016 im Rückert-Jahr. Ins Guiness-Buch der Rekorde schafften es die Schweinfurter Köche 1991. Die Stadt feierte damals ihren 1200. Geburtstag und die Köche veranstalteten mit genau 1200 Teilnehmern bei der Turngemeinde die „größte Schlachtschüssel der Welt“. 

Immer wieder kümmerten sich die Verantwortlichen aber auch um die Nachwuchswerbung für den „abwechslungsreichen Kochberuf, der wie viele Jobs in der Gastronomie wegen der Arbeitszeiten nicht so gefragt ist und war“, weiß Köpke. Er ärgert sich noch immer, dass die unterfränkische Regierung es in den 1970er Jahren ablehnte, den vom Köcheverein geforderten Fachsprengel für Gastronomie an der Schweinfurter Berufsschule einzurichten. „Hätte dem Berufsbild gutgetan“, sagt Köpke.

Zum 50. Wiegenfest nun also nochmals ein „wirklich letztes Bürgeressen“. Vorbereitet wird es im Leopoldina. Für viele der Zutaten – Kartoffeln, Wirsing, Sellerie, Lauch, Karotten – hat der Chefkoch Sponsoren gefunden, beim Rindfleisch ist er guter Hoffnung. Köpke sieht die Veranstaltung neben dem schon erwähnten sozialen Aspekt auch als Werbung für den „schönen Beruf Koch“. Den Pichelsteiner Eintopf am 26. Juli gibt´s für preisgünstige 9,50 Euro.

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