Poppenhausen (red). BBV-Ortsobmann Erich Werner, Kreisbäuerin Barbara Göpfert und Kreisobmann Michael Reck hatten im Namen des Bayerischen Bauernverbandes zu einem „Stallgespräch“ nach Poppenhausen eingeladen, um vor Ort auf den Preisdruck aufmerksam zu machen, der aktuell auf den Landwirten lastet.
Am Beispiel des leeren Mastschweinestall von Harald und Doris Schleichert wurde anschaulich verdeutlicht, wo die aktuelle Preispolitik hin führt, wenn den Bauern am Ende gar keine andere Chance gelassen wird, als sich von der Schweinezucht zu verabschieden. Dies sei umso schlimmer, da auf diesem Wege die Regionalität auf der Strecke bleibt und sich in dieser unguten Spirale Massentierzuchthaltung durchsetzt.
Haupterwerbslandwirt Harald Schleichert (59) wird von seiner Ehefrau im Betrieb und vor allem bei Büroarbeit unterstützt. Neben Ackerbaubetrieb mit Getreide, Zuckerrüben, Raps und Körnermais wird das Geld mit einer PV-Dachanlage verdient. Der moderne Maststall mit 500 Mastplätzen wurde im Sommer 2004 in Betrieb genommen. Seit April 2021 steht er nun leer, nachdem die Schleicherts nicht mehr bereit waren auf der einen Seite dem Verordnungs- und auf der anderen Seite dem Preisdruck nachzugeben.
„Verbraucher und Lebensmitteleinzelhandel fordern immer höhere Tierwohl-Standards, z.B. will ALDI bis 2030 auf Schweinefleisch der Haltungsstufen 1 und 2 verzichten“. schreibt der BBV in der Pressemappe zum Stallgespräch. Viele Schweinehalter würden demnach aufgrund geringer Erzeugerpreise, stetig wachsender und sich verändernder Anforderungen ohne finanziellen Ausgleich kaum Perspektiven sehen, weshalb die Tierhaltung immer häufiger aufgegeben werde. So auch bei Familie Schleichert, die ihren Außenklimastall im letzten Jahr geschlossen und die Schweinehaltung aufgegeben hat.
Beklagt wird dabei auch der Umstand, dass Landwirte von den allgemein gestiegenen Verbraucherpreisen in keinster Weise profitieren. In den Gesprächsrunden mit dem Lebensmitteleinzelhandel habe laut BBV allen voran ALDI eine Zusicherung von höheren Erzeugerpreisen für höhere Tierschutzstandards kategorisch abgelehnt. Dabei würden die Investitionen in mehr Tierwohl je nach Betrieb und Ausgangslage oft einen mittleren bis hohen sechsstelligen Betrag kosten, was für viele kleinere Betriebe nicht leistbar sei. Betriebe hätten darüber hinaus keine Sicherheit, dass die jetzt höheren Ansprüche auch in fünf oder zehn Jahren noch ausreichen, womit das finanzielle Risiko nicht mehr kalkulierbar sei, weil sich Neuinvestitionen häufig erst in einem Zeitraum von 20 Jahren amortisieren.
Bereits jetzt zeige sich in einigen Marktsegmenten, dass ökologische (Bio-)Produkte (entspricht Haltungsstufe 4) nicht mehr genügend Abnehmer finden, die bereit sind einen etwas höheren Preis zu zahlen.