Attraktivität wird weiter verringert

Schweinfurt (ihk). Es war ein Paukenschlag, der die ohnehin schon gebeutelte Innenstadtgeschäftswelt bis ins Mark erschüttern ließ. Die Stadt Schweinfurt will laut jüngstem Beschluss die Parkgebühren verdoppeln. Während die Geschäftsleutevereinigung Schweinfurt eleben schon immer versucht hat attraktive Anreize für einen Besuch zu schaffen, etwa durch Parkkostenermäßigungen nach Einkauf, torpediert die Stadt nun mit diesem Schritt die mit dem Auto in die Innenstadt kommenden Besucher.

Wie der Beschlussvorlage des Stadtrates zu entnehmen ist, wird die Erhöhung damit begründet, dass der Tarif seit 1992 unverändert ist, während allerorten die Preise gestiegen sind und somit auch die Kosten für Straßenunterhalt und Parkhäuser. Dies stehe völlig konträr zum eigentlich verstärkt gewünschten ÖPNV, wo Preissteigerungen von 133 Prozent im gleichen Zeitraum zu verzeichnen seien. Somit würden „falsche Anreize“ gesetzt. Insgesamt verspricht sich die Stadt davon Mehreinnahmen von 400.000 Euro im Jahr, unter Einkalkulation, dass höhere Tarife mehr Autofahrer von einem Besuch der Innenstadt abschrecken. Eine Summe, die den Innenstadthändlern in ihrer Gänze wohl mehr als durch die Lappen gehen könnte.

Dabei ist das eigene Auto nach wie vor das Mittel der Wahl, wenn es heißt schwere Taschen einkaufsnah in ein Transportmittel zu verstauen. Während Fahrrad und Bus in erster Linie den eigenen Körper von A nach B bewegen, etwa um auf die Arbeit und wieder heim zu kommen, stellt ein Einkauf den Kunden vor ganz andere Herausforderungen. Immer mehr E-Mobilität nimmt dem Argument der Luftverschmutzung zudem immer mehr den Wind aus den Segeln.

Auch die IHK Würzburg-Schweinfurt kritisiert den Beschluss des Hauptausschusses des Schweinfurter Stadtrats. Vor allem der Zeitpunkt dieser Gebührenerhöhung sei äußerst ungünstig, denn die Schweinfurter Innenstadt leide schon länger unter strukturellen Attraktivitätsproblemen. Um Abhilfe zu schaffen, hatte die IHK neben ihrem Aktionsprogramm „Zukunft der Innenstadt und Ortszentren“ bereits 2019 gemeinsam mit Schweinfurter Unternehmern konkrete Eckpunkte zur Revitalisierung der Innenstadt erarbeitet. Hierzu zählt vor allem, dass aus Sicht der Wirtschaftskammer ein zukunftsfähiges Mobilitäts- und Transportangebot geschaffen werden muss, das die Anbindung des Umlandes an das Oberzentrum Schweinfurt sicherstellt.

„Wir begrüßen, dass die Wirtschaftsförderung der Stadt Schweinfurt im Begriff ist, ein Konzept für die Innenstadt zu erarbeiten. Sehr erfreulich ist auch der Ausblick, dass mit Einführung des Nahverkehrsplans für das Schweinfurter Land ab Sommer 2024 die Erreichbarkeit des Oberzentrums Schweinfurt mit öffentlichen Verkehrsmitteln aus dem Umland verbessert wird. Sehr ungünstig aus unserer Sicht ist allerdings die Tatsache, dass der Stadtrat die Attraktivität der Innenstadt durch die Parkgebührenerhöhung nun zunächst weiter verringert. Viel wichtiger wäre es, zunächst die dringend benötigten Maßnahmen zur Ertüchtigung zu ergreifen“, erklärt der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Bode. „Gerade in Zeiten steigender Kosten und Unsicherheiten ist die Gebührenerhöhung kein gutes Signal an die innerstädtischen Gewerbetreibenden“, kritisiert Bode.

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