ECE-Management wirbt offen um Ärzte für ein neues Nutzungskonzept in der Stadtgalerie
Es war eine E-Mail, die es in sich hatte, die SPD-Stadtrat Peter Hofmann zugespielt wurde. Aus dem brisanten Inhalt geht hervor, dass das ECE-Management entgegen früherer Aussagen in der Stadtgalerie nun doch Niederlassungen im ärztlichen Bereich ansiedeln will. Unter dem Betreff „Praxisflächen in der Stadtgalerie Schweinfurt“.
In besagter E-Mail – in Cc auch an Immobilieneigentümer Commerzreal versandt – an einen Schweinfurter Arzt wird explizit darauf hingewiesen, dass sich neben Nahversorgung und Gastronomie auch moderne medizinische Versorqung angeboten werden soll – und das „Mitten im Herzen der Stadt“. Angeboten werden moderne, flexibel gestaltbare Praxisflächen ab 100 Quadratmetern.
„Das ist ein klarer Vertrauensbruch“, so Stadtrat Peter Hofmann. „ECE hatte zu verstehen gegeben, keine bestehenden Innenstadtpraxen abzuwerben. Jetzt zeigt sich, dass diese Zusage offenbar nichts wert ist.“ Bereits beim Bau der Stadtgalerie im Jahr 2009 versprach ECE, keine bestehenden Innenstadtgeschäfte abzuwerben. Dieses Versprechen wurde schon damals gebrochen – zahlreiche wichtige Ankermieter zogen aus der Innenstadt in die Mall. Heute sind viele davon auch dort nicht mehr vertreten.
Nun drohe sich dieses Szenario im medizinischen Bereich zu wiederholen, schreibt die SPD-Stadtratsfraktion in einer Presseaussendung.
Nach zwei Gesprächen zwischen Vertretern des ECE und dem Stadtrat – eines im großen Kreis aller Stadträtinnen und Stadträte, ein weiteres mit einzelnen Fraktionen – wurde klar: Das Konzept eines medizinischen Zentrums stößt auf erheblichen Widerspruch.
„Wir werden keiner Nutzungsänderung zustimmen, wenn dadurch Ärztinnen und Ärzte aus der Innenstadt abgeworben werden“, bekräftigt Peter Hofmann. „Das wäre der Todesstoß für weitere Apotheken und Praxen in der Innenstadt.“
Die Behauptung der ECE-Vertreter, es handle sich um Ärzte „von außerhalb“, sei schlicht falsch. „Neue Kassenarztsitze gibt es nur mit Genehmigung der Kassenärztlichen Vereinigung, und Schweinfurt gilt bereits als überversorgt“, so Peter Hofmann. So bestehe z.B. im Bereich Dermatologie bereits eine Überversorgung. Zudem würden neue Zulassungen zwangsläufig zu Honorarkürzungen bei bestehenden Praxen führen und das möglicherweise nicht mit positiven Folgen für die Patienten, denn Einsparungen seien dann unvermeidbar.
Auch Oberbürgermeisterkandidat Ralf Hofmann hatte bei einem Gespräch mit Centermanager Alexander Kuckshaus klar Stellung bezogen: „Ich habe deutlich gemacht, dass wir es nicht akzeptieren, wenn ECE versucht, Ärztinnen und Ärzte aus der Innenstadt abzuwerben.“
Kuckshaus habe daraufhin versichert, dies sei nicht geplant – allenfalls könnten sich Ärzte „eigeninitiativ“ bewerben. „Nun wissen wir, dass mindestens zwei Ärztinnen und Ärzte direkt von ECE angeschrieben wurden“, so Ralf Hofmann. „Das ist befremdlich und zeigt, dass dem ECE-Management die Innenstadtentwicklung egal ist. Es scheint allein um Rendite zu gehen, nicht jedoch um die Stadt Schweinfurt.“
Die SPD-Stadtratsfraktion fordert ECE auf, die Planungen grundlegend zu überdenken und sich auf Projekte zu konzentrieren, die tatsächlich einen Mehrwert für Schweinfurt schaffen:
„Was fehlt, sind keine weiteren Arztpraxen, sondern Angebote in Bereichen, die bislang unterrepräsentiert sind – etwa Tages- oder Kurzzeitpflege oder moderne Freizeit- und Unterhaltungsformate wie Virtual Tours, Virtual Events oder eine Diskothek“, betont Peter Hofmann.
Nur so könne die Stadtgalerie langfristig attraktiv werden, ohne die Innenstadt weiter auszubluten.
Fazit
Mit dem jetzigen Vorgehen verspielt ECE das letzte Vertrauen, das ihm Politik und Stadtgesellschaft noch entgegengebracht haben.
„Wer wiederholt Versprechen bricht und die Innenstadt schwächt, kann kein verlässlicher Partner für Schweinfurt sein“, so die SPD-Stadtratsfraktion abschließend.

