Üchtelhausen (red). Am Donnerstag, 3. Oktober, ist wieder Tag der Deutschen Einheit. Familie Erhard aus Üchtelhausen schaut auf ihr jahrzehntelanges bürgerschaftliches Engagement und eine bundesweit einmalige Erfolgsgeschichte zurück.
Mit dem Zeitpunkt der deutschen Wiedervereinigung hatten plötzlich alle Bundesbürger die Möglichkeit sich an den Geschehnissen des Zusammenwachsens Europas und im besonderen von Ost- und Westdeutschland zu engagieren.
Der 22. Dezember 1989, der erste Tag, an welchen das Brandenburger Tor in Berlin für Ost- und Westbürger geöffnet wurde, zählt auch als Beginn der außergewöhnlichen Erfolgsgeschichte von Elke, Andreas und Manuel Erhard.
Mit dem sprichwörtlichen „nur mal schauen in das unbekannte ostdeutsche Land“, das wollten die Erhards seinerzeit, begann alles.
In dieser Zeit überrollten unzählige Aufbauhelfer, Geschäftsleute und nicht zu selten skrupellose Spekulanten die noch DDR. Vorbereitet auf diesen Ansturm des materiellen Überflusses und den Fallstricken des Kapitalismus waren nur die allerwenigsten DDR-Bürger.
Familie Erhard wollte auch mitgestalten an der sich abzeichnenden deutschen Einheit, dem Zusammenwachsen von Ost- und Westdeutschland und dem historischen Glücksfall innerhalb der deutschen Geschichte. In den Folgejahren wurden nun zahlreiche privat initiierte Projekte aus unterschiedlichsten Lebensbereichen entwickelt, diese werden größtenteils bis heute eigenverantwortlich umgesetzt. Andreas Erhard: „Die 1990er Jahre waren von Goldgräberstimmung und Einheitseuphorie geprägt“.
Mit dem bürgerschaftlichen Engagement, wie es die Familie Erhard ausleben und vorzeigen wollte, ohne den Bezug von staatlichen Geldern bzw. Subventionen, konnte oder wollte zu dieser Zeit niemand umgehen.
Die selbst gesteckten Vorgaben und Visionen der Familie Erhard überdauerten diese Zeitspanne. Anfang der 2000er Jahre nahm das Engagement der Erhards an Fahrt auf. Es wurden mehrere verfallene Grenzanlagen gekauft und somit vor dem Abriss bzw. Verfall gerettet. Nach umfänglichen Renovierungen wurde für alle Grenzobjekte der staatliche Denkmalschutz ausgesprochen.
Der einstige Grenzstreifen stellte für Familie Erhard von Anfang an ein wertvolles Kultur, Natur- und Artenrefugium dar.
Heute sind es die zahlreichen von Familie Erhard erhaltenen und zugänglich gemachten, baulichen Anlagen der deutschen Teilung, welche als Landmarken und kulturhistorische Denkmale überregionalen kulturellen und touristischen Aspekt haben.
Das in seinem Ideenreichtum und Nachhaltigkeit bewundernswerte Engagement der Erhards erreichte in den Jahren einen immer größer werdenden Spannungsbogen.
So gut wie alle gesellschaftlichen Bereiche konnten mit den selbstgesteckten Zielen und Visionen einer gelebten deutschen Einheit befasst werden. Die Erfolgsbilanz findet kein Ende. Über 40 Bau- bzw. Bodendenkmale mit Grenzbezug wurden entdeckt, erforscht und zur staatlichen Schutzstellung gebracht. Tausende interessierte Bürger, im Besonderen die junge Generation konnte mit dem historischen Erbe im Rahmen von Exkursionen befasst werden. Über 30 Buchwerke der Familie Erhard finden sich in bundesdeutschen- und europäischen privaten und wissenschaftlichen Bibliotheken. Alles wird flankiert durch unzählige eigeninitiierte Tätigkeiten wie u.a. Bilderausstellungen für Schulen und Verwaltungen, die Erlebnisstraße der deutschen Einheit und nicht zuletzt der Rose der Einheit.
Annähernd alle mit der Thematik befassten Mandatsträger der Kommunalen- oder Landespolitik, und das waren nach Aussagen von Andreas Erhard nicht wenige, konnten in den vergangenen Jahrzehnten das Engagement der Familie Erhard überhaupt nicht verstehen. Bürgerschaftliches Engagement von Bürgern des Landes ohne den Bezug von Steuergeldern oder Subventionen, dass könne es nicht geben, sei ihm oft verwundert entgegenegebracht worden. Diese Überzeugung der Erhards eben kein staatliches Geld für ihre Projekte zu verbrauchen, passte damals und ganz besonders heute nicht in die politischen Vorgaben. Ein solches Engagement ist laut gleichlautender Überzeugung in den Amtsstuben nicht einschätzbar, es passe einfach nicht in eine der zahlreichen Verwaltungsschubladen.
In der Vergangenheit musste Familie Erhard all zu oft von staatlicher Stelle hören, man solle doch das in Erwartung gestellte Förder-/Steuergeld abrufen und ausgeben, kein Steuergeld zu verbrauchen ist schlichtweg eine große Dummheit.
Bis zum heutigen Tag ist die Familie Erhard ihrer Vision treu geblieben, sich nicht am Selbstbedienungsladen der staatlichen Subventionen zu bereichern und trotzdem bürgerliches Engagement der Zeit voraus zu betreiben.