Telekom probt Katastrophenfall in Schweinfurt

Container-Dorf ersetzt Betriebsstelle. Foto: Telekom

Telekom probt Katastrophenfall in Schweinfurt

Es ist ein Szenario, das sich niemand wünscht: Durch eine Naturkatastrophe, einen Terroranschlag oder technischen Defekt fällt eine Betriebsstelle der Telekom komplett aus. Telefon, Mobilfunk, Internet – alles ist auf einen Schlag weg. In so einem Fall tritt das Disaster Recovery Management (DRM) der Telekom in Aktion. Diese Spezialeinheit sorgt dafür, dass nach einem Katastrophenfall möglichst schnell alle wieder am Netz sind. In der vergangenen Woche (Mittwoch bis Freitag) wurde das Container-Dorf aufgebaut. In dieser Woche werden Testdaten auf die Technik in den Containern aufgespielt und der Betrieb geübt. Inklusive Rückbau des Container-Dorfs läuft die Übung noch bis nächste Woche.

### Wichtig: Die Betriebsstelle Schweinfurt ist nur auf dem Papier vom Netz. Die Betriebsstelle arbeitet während der Übung weiter. Für die Übung werden keine Kunden vom Netz genommen. ###

Schweinfurt: Halber Landkreis ist offline
Einmal im Jahr wird der Ernstfall in einer großen Übung vor Ort durchgespielt. In diesem Jahr findet die Übung in Schweinfurt statt. Das Übungsszenario: Die Betriebsstelle in der Stresemannstraße ist komplett ausgefallen. Der halbe Landkreis ist ohne Telefon, Mobilfunk und Internet. Rund 40.000 Kundinnen und Kunden sind betroffen.

Mobilfunk hat Vorrang
Höchste Priorität hat die Wiederherstellung des Mobilfunks. „Die Rettungskräfte, die Betroffenen und auch wir selbst brauchen eine Möglichkeit, um zu kommunizieren“, sagt Frank Riemenschneider, DRM-Leiter bei der Deutschen Telekom. Meistens funken die ersten Antennen schon am Abend des ersten Katastrophentages.

Netz wird neu geknüpft
Parallel entsteht ein Dorf aus sechs Notfall-Container, die zum Teil übereinandergestapelt werden. Sie ersetzen die „havarierte“ Betriebsstelle, einen zweistöckigen, langestreckten Bau aus rotem Backstein an der Stresemannstraße. „Selbst wenn die Betriebsstelle komplett zerstört ist, müssen wir alle von der Betriebsstelle ausgehenden Strom-, Kupfer- und Glasfaserkabel in den vor der Betriebsstelle liegenden Schächten aufgreifen und mit der Technik im Containerdorf verbinden, um Schweinfurt wieder ans Netz zu bringen“, sagt Harald Schramm, Leiter „Betrieb“ bei der Telekom in Schweinfurt. Das Netz wird also am nächstmöglichen Punkt wieder „zusammengeknüpft“.

Teamarbeit von DRM und lokalen Einheiten
Im Fokus der Übung steht auch das Zusammenspiel mit der Technik-Niederlassung in Schweinfurt. In jeder Technikniederlassung der Telekom gibt es Kolleginnen und Kollegen, die den Kontakt zur DRM halten. „In der Vorbereitung dieser Übung haben wir in der Niederlassung wesentlich dazu beigetragen, dass alles reibungslos funktioniert“, sagt Harald Schramm. Dazu zählt die Aufstellplanung für die sechs Notfallcontainer. Hier wird geprüft, wo rund um eine zerstörte Betriebsstelle Container aufgestellt werden können. Ebenso wird ermittelt, welche Kabel- und Leitungswege auf dieses Gebäude zulaufen und ob und wie sie für die Wiederherstellung des Netzes genutzt werden können.

Betriebsstelle en miniature
Auf dem Gelände vor der „zerstörten“ Betriebsstelle gibt es während der Übung nur wenig Hektik. Das ist nicht nur bei einer Übung so. „Die Männer wissen, was zu tun ist. Wir arbeiten einen Plan ab. Es wird so wenig wie möglich improvisiert“, sagt Stefan Lange, Einsatzleiter DRM bei der Deutschen Telekom. Zug für Zug wird die Betriebsstelle in den Container „nachgebildet“ – eine Betriebsstelle en miniature entsteht. Der Kunde bekommt keinen Notanschluss, sondern seinen bisherigen, gewohnten Anschluss – samt Tarif und Funktionen. DRM kennt über seine Software-Tools jede Betriebsstelle in Deutschland. Riemenschneider: „Wir haben nicht nur die richtige Technik dabei, um die Betriebsstelle nachzubauen, sondern können auch gleich die richtigen Kundendaten auf die Systeme aufspielen.“

Alltag im Provisorium
Nachdem das Container-Dorf in der vergangenen Woche aufgestellt und eingerichtet wurde, wird in den nächsten Tagen der „Regelbetrieb“ geprobt. Die provisorische Betriebsstelle wird quasi an die Niederlassung in Schweinfurt übergeben. Anschließend wird der Einsatz analysiert und nach Schwachstellen abgeklopft, um es beim nächsten Einsatz noch besser zu machen.

Hintergrund DRM
Auch zwischen den Einsätzen geht die Arbeit nicht aus: Das Equipment muss stets die netzaktuellen Funktionen und Kapazitäten abdecken können. Es muss daher täglich gewartet, instandgehalten und aktualisiert werden. Und natürlich müssen auch die Teams entsprechend geschult werden.
Die Telekom hält ein Großaufgebot von Technik an mehreren DRM-Standorten, verteilt über ganz Deutschland, bereit. Im Ernstfall kann das Team auf über zweihundert Container-, Shelter- und Kofferlösungen mit Telekommunikationstechnik zugreifen. Dazu kommen Dutzende Fahrzeuge mit Kran- oder Antennenaufbauten und ein großes Repertoire an Zusatztechnik wie Anhänger, Netzersatzanlagen, Batterien oder Kabel.
Der Gesetzgeber verpflichtet Unternehmen wie die Deutsche Telekom dazu, angemessene technische Vorkehrungen zum Schutz des Telekommunikationsnetzes zu treffen. Das DRM-Team bringt über 50 Jahre Katastrophen-Erfahrung mit. Und wenn kein Notfall ansteht, versorgt das DRM-Team Festivals und Volksfeste mit Netz.

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