Stefan Labus (Freie Wähler) kritisiert die Verwaltung, weil sie nur den Ferienausschuss zur Sondersitzung „St. Josef Krankenhaus“ eingeladen hat
SCHWEINFURT – In diesen Tagen erinnert sich Stadtrat Stefan Labus an den Sommer 2016, als die Schweinfurter Stadtverwaltung beschloss, das Walther-Rathenau-Gymnasium zu schließen und die Realschule mit der in Schonungen zu verschmelzen. Wüste Proteste der SchülerInnen, deren Eltern, der Lehrer und großen Teilen der Bevölkerung waren die Folge.
„Nun ist die Situation mit der geplanten Schließung des Krankenhauses St. Josef erschreckend und lähmt mich als Stadtrat, dieses Vorhaben zu verwirklichen“, sagt der Kommunalpolitiker der Freien Wähler heute und spricht von einer „sehr angespannten Situation in Schweinfurt“ und von „großem Entsetzen innerhalb der Bevölkerung. Vor allem die Äußerungen von OB Remelé sorgten für noch größeren Wirbel und lösten Rücktrittsforderungen aus.“
Labus findet es schlimm, „dass wir Stadträte viele Informationen den Medien entnehmen müssen, ohne dass wir eine konkrete Stellungnahme der Stadtverwaltung erhalten.“ Die Schock-Nachricht der Schließung traf auch Labus, dessen Freie Wähler einen offenen Brief an den Oberbürgermeister verfassten. Ein Antrag aller Fraktionen erwirkte nun zumindest eine Sondersitzung des Ferienausschusses am Dienstag, den 13. August. „Jedoch beantragten wir eine Sitzung des gesamten Stadtrates“, sagt Labus, der einer von nur 15 Mitgliedern dieses Ferienausschusses ist.
„Für mich hat es den Anschein, als wenn die bedrohliche Situation in der Verwaltungspitze nicht ernst genommen wird. Für die Stadt ist das Problem anscheinend erledigt, nachdem eine Fusion des Krankenhauses St. Josef mit dem städtischen Leopondlina scheiterte. Diese Krise braucht aber Bereitschaft zu Kompromissen und zu Visionen für die Zukunft. In der Verwaltung des Rathauses hat man es aber anscheinend verlernt, über den Tellerrand hinau zu schauen“, klagt Stefan Labus.
Nur den Ferienausschuss einzuladen und dabei auf die Geschäftsordnung zu verweisen sei „ein Beleg für die Unfähigkeit der Stadt Schweinfurt, kreative Lösungen zu finden. Man klammert sich an starren Vorgaben, um sich dem Gestaltungsauftrag zu entziehen. Das einmalige St. Josef wäre nämlich durchaus am Leben zu erhalten, womit Schweinfurt beim aktuellen Krankenhaus-Sterben in der Region zu einem Hochzentrum der Medizin werden könnte“, schreibt Labus in einer Pressemeldung.
Er schlägt beispielsweise vor, aufgrund der hohen Geburtenzahlen im Umland die Geburtenhilfe mit der Gynäkologie ins St. Josef verlegen. Zusammen und nach einer unentgeltlichen Übernahme mit der Kinderklinik und der neonatologischen Abteilung für Säuglinge. „Das Krankenhaus St. Josef befindet sich in einem sehr guten Zustand und ist funktional, was Kreißsaal-Einrichtungen und OP-Anschluss betrifft. Die beiden Spitzen von Stadt und Landkreis Schweinfurt müssen jedenfalls alles dafür tun, das St. Josef am Leben zu erhalten. Möglichkeiten dazu gibt es“, fodert Labus.
Gerade die Rolle des Landkreises kritisiert der Freie Wähler-Stadtrat. „Man hört und sieht die Verantwortlichen zu diesem Thema erstaunlich wenig. Mit der kleinen Besetzung im Ferienausschuss können die Sorgen um das St. Josef aber sicher auch nicht kleiner gemacht werden“, vermutet Stefan Labus und verweist auf einen Leserbrief des ehemaligen Chirurgs Dr. Georg Lippert, der vehement den Erhalt fordert und dabei auf die Folgen einer Schließung hinweist.
Übrigens: Der Schweinfurter Stadtrat beschloss rund fünf Monate nach der Verkündung von Oberbürgermeister Sebastian Remelé im Jahr 2016 fast einstimmig, die beiden Rathenau-Schulen in ihrer jetzigen Form weiter zu führen. Knapp acht Jahre danach hofft Stefan Labus nun auch in Sachen St. Josef-Krankenhaus auf eine Wende.