„Rückenwind für das EM-Jahr“ – Im Christian Wücks Heimatort Gänheim wurde der U-17-WM-Titel frenetisch gefeiert

U17-Trainer Christian Wück, hier mit Torhüter Max Schmitt. Foto: Marton Monus/dpa

Gänheim (el/dpa). Wer die Schloßbergstraße in Gänheim ganz nach hinten bis zu ihrem Ende fährt, stößt unweigerlich auf die Sportanlage der DJK Gädheim. Jene Sportanlage auf der auch Christian Wück das Fußballspielen erlernte. Jener Christian Wück, der nun die U-17-Nationalmannschaft zum Weltmeistertitel in Indonesien führte.

Viel ist in diesen Tagen geschrieben worden, von den „Mentalitäsmonstern“, die doch so sehr zum Vorbild taugen würden für die A-Nationalelf, von den „alten Tugenden“, die ihnen Christian Wück eingeimpft habe. Eine Spurensuche in dem Arnsteiner Ortsteil ist vielleicht hilfreich, denn dort ist Christian Wück groß geworden – als Straßenkicker, wie das so schön heißt, verbunden mit der Sehnsucht, dass es doch wieder sehr viel mehr von diesem Schlage geben möge. Hier hat er aber auch gelernt, was Kameradschaft heißt und wie eine verschworene Gemeinschaft Erfolg haben kann, auch wenn die DJK Gänheim nie in schwindelerregende Höhe aufgestiegen ist. Meist war es zwar Kreisklassen-Niveau, aber es war eben immer auch schön bei der DJK. Christian Wück hat das nie vergessen, schaute auch immer während seiner Profi Karriere bei seiner DJK vorbei und war sich auch nicht zu schade die Linienrichter-Fahne in die Hand zu nehmen, wenn sich kein anderer fand – Echter Sportsgeist eben, völlig ohne Starallüren.

Die Künste des wendigen Dribblers sind seinerzeit natürlich schnell auch den größeren Vereinen aufgefallen. Zunächst war es der 1. FC Schweinfurt 05, der den heutigen Weltmeister schon mit 15 Jahren für seine B-Junioren abwarb. Nur ein Jahr später klopfte der 1. FC Nürnberg an die Tür, mit dem er dann ab 1990 vier erfolgreiche Bundesliga-Jahre verbrachte, ehe der Wechsel zum Karlsruher SC erfolgte. Weitere Stationen waren beim VfL Wolfsburg und Arminia Bielefeld, wo der verheiratete Familienvater aufgrund gesundheitlicher Probleme 2002 seine aktive Karriere beendete. Und so ist man heute noch ein wenig stolzer auf den Fußball-Sohn aus Gänheim, dessen größter Trainer-Erfolg am vergangenen Samstag im vollbesetzten Sportheim live mit verfolgt wurde und in dem anschließend große Party angesagt war.

Der ehemalige Vorsitzende und jetzige Tischtennis-Abteilungsleiter Stefan Scheuring schwärmt vom 50-jährigen, der einen unglaublich guten Draht zu Nachwuchskickern hat und der es versteht, junge Fußballer zu begeistern. Erst vergangenen Sommer war Christian Wück wieder „in der Heimat“, hat die nach wie vor hier lebende Verwandtschaft und den Bruder besucht. Und er hat eine Trainingseinheit der U-11 aus Gädheim und der Spielgemeinschaft geleitet. Die Hoffnung ist groß, dass auch Gädheim eines Tages wieder eine eigene Herrenmannschaft stellt, nachdem sich diese 2018 – nach errungener A-Klassen-Meisterschaft – aufgelöst hatte.

Für den DFB hat es sich auf jeden Fall ausgezahlt, auf das feine Händchen Christain Wücks zu vertrauen, für den der Gänheimer schon seit 2012 arbeitet und dem er schon 2020 die U-15 anvertraut hatte. Diesen Jahrgang als U-16 weiter zu betreuen und nun eben als U-17 zum Weltmeistertitel zu führen, sollte sich als langfristig klug und strategisch richtig erweisen.

Für ganz Gänheim sei mit dem Titel ein Traum in Erfüllung gegangen, sagt Stefan Scheuring, denn hier hat man Christian Wück eine solche Leistung zwar zugetraut, doch Argentinien im Halbfinale und Frankreich im Finale seien Gegner gewesen, die mit unglaublich starken Talenten besetzt seien. Wücks Grundlagen wurden in Gänheim gelegt, fußballerisch und die Lebenseinstellung betreffend. Beides kommt seiner Arbeit zugute und schlägt auf seine Jungs offensichtlich voll durch.

„Du musst Talent haben, klar, das ist die Grundlage. Viel mehr aber zählt, was du zu geben bereit bist“, sagt Stefan Scheuring über Christian Wück. Und er fügt hinzu: „Aber dann und nur dann, wenn du alle deine Möglichkeiten ausschöpfst und alles gibst, bist du deiner Verantwortung gegenüber deinem Talent gerecht geworden. In diesem Sinne macht Christian Wück die beste Arbeit, die sich Fußballdeutschland und der Jugendsport im Allgemeinen nur wünschen kann“.

„Das Team hat das ganze Turnier über gezeigt, dass wir so eine tolle Mentalität haben und immer zurückkommen können“, freute sich Christian Wück selbst. Im Kontrast zu der faden Kost, die Fußballdeutschland gerade in Sachen Mentalität in den letzten Jahren von den „Großen“ serviert bekam, wirkt die Freude Wücks wie eine Versprechen, wie eine Vorfreude auf eine bessere Zukunft. Und dem DFB möchte man empfehlen, den Gänheimer Erfolgstrainer mit seinem Team „mitwachsen“ zu lassen.

Trainer Christian Wück appellierte außerdem an den DFB, dass man nun den Talenten Spielpraxis auf hohem Niveau bieten müsse. „Ohne gute Ausbildung, ohne gute Talente werden die A-Nationalmannschaft und die U21 nicht gefüttert mit jungen Spielern“, sagte Wück der dpa.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert