Schweinfurt (red). Ende Januar gab die Europäische Arzneimittelbehörde grünes Licht für Paxlovid, dem ersten allgemein anerkannten und als hoch effektiv angesehenen Corona-Medikament. Pharma-Konzern Pfizer stellt diese Pillen zum oralen Einnehmen in Freiburg her. Sie soll Patienten vor allem vor schweren Verläufen schützen. Die Covid-Pille gilt als sehr effektiv, gerade bei Menschen mit Vorerkrankungen soll sie das Risiko von sehr schweren Krankheitsverläufen um 89 Prozent senken.
Schon im Vorjahr hatte sich die Regierung eine Mio. Packungen im Vorfeld sichern lassen. Hört sich viel an, ist auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet aber kein Überfluss. Das ist auch der Grund, warum das Medikament aktuell noch nicht in den Regalen der Apotheken ausliegt. Es kann aber binnen weniger Stunden geliefert werden, versichert Heiko Zimny, Pressesprecher des bayerischen Apothekerverbandes für den Kreis Schweinfurt. Dazu sei jedoch erst einmal eine Verschreibung durch einen behandelnden Arzt nötig. In seinen beiden Apotheken in Stadtlauringen und Maßbach sei das Präparat in den ersten Tagen nach der Zulassung noch nicht angefordert worden. Auch im Leopoldina-Krankenhaus kam Paxlovid noch nicht zur Anwendung. Auf Nachfrage wurde mitgeteilt, dass dieses Präparat vorrangig Krankenhauseinweisungen verhindern soll und deswegen von Haus aus für Krankenhäuser eher weniger in Betracht kommt.
Viele sehen in Paxlovid einen „Gamechanger“ im Kampf gegen Corona. Wenn es gelingt schwere Verläufe unter Kontrolle zu bringen, dürften die Intensivstationen von Krankenhausern weiter entlastet werden – ein Hauptgrund für alle Corona-Maßnahmen. Gleichwohl warnen Ärzte und Virologen vor allzu großen Hoffnungen, denn ein Ersatz für eine Impfung sei Paxlovid nicht. Es müssen mehrere Kriterien übereinstimmen, damit Paxlovid seine Wirkung überhaupt entfalten kann. Dies sei nicht immer gegeben. Zudem sei eine Erkrankung mit Covid-19 immer mit unvorhersehbaren Risiken verbunden.
Bereits infizierte Patienten nehmen nach Verschreibung durch den Arzt über fünf Tage zwei Mal täglich jeweils drei Tabletten ein. Der Wirkstoff Nirmatrelvir soll ein Sars-CoV-2-Protein hemmen und dadurch die Vermehrung des Virus stoppen. Zu möglichen Nebenwirkungen gehören eine Beeinträchtigung des Geschmackssinns, Durchfall, Bluthochdruck und Muskelschmerzen. Das Mittel könnte aber die Wirkung anderer Medikamente beeinträchtigen, warnt die EMA.
Daniel Kalanovic, Medizinischer Direktor bei Pfizer in Deutschland stellt seinerseits den möglichen „Wendepunkt im Kampf gegen Corona“ in den Vordergrund. „Der Wirkstoff blockiert eines der wichtigsten Enzyme, die das Coronavirus braucht, um sich zu vermehren.“ EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides, begrüßte die Empfehlung der EMA. Dieses Medikament könne „einen wirklichen Beitrag zur Linderung der Folgen von Covid“ leisten.