Medienprävention der etwas anderen Art an den Schulen im Schweinfurt

Landkreis Schweinfurt. Trotz Pandemie konnten Schülerinnen und Schüler unter den derzeit gültigen und strengen Rahmenhygieneplänen der Schulen eine etwas andere Art der Medienprävention erleben, die berührt und zum Nachdenken anregt. Wie schon seit mehreren Jahren gastierte Dirk Bayer im Auftrag der Kommunalen Jugendarbeit im Rahmen des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes an den Schulen im Landkreis Schweinfurt.

Gerade in Zeiten der Pandemie waren und sind viele Kinder noch mehr als sonst im Netz unterwegs. Egal ob Smartphone, Internet, Online-Unterricht, Freizeit vor dem Bildschirm, Netflix, Disney+, Zocken und Chatten – Kinder und Jugendliche werden mit einer Menge „krassem Zeug“ konfrontiert. Ob Mobbing im Chat bei WhatsApp, peinliche Bilder verschicken, die Gefahr des übermäßigen Konsums an sich oder das Ausnutzen der Anonymität des Netzes durch unbekannte Personen bergen immer neuere Gefahren. Im Zuge der Arbeit von Dirk Bayer mit dem neu überarbeiteten Konzept „2.0“ wurden diese Themen spielerisch und unterhaltsam in Form eines interaktiven Theaterstücks aufgegriffen, was die Selbstreflektion anregte.

Bedürfnis nach Anerkennung: Wie Mobbing entstehen kann

Szenen wie zum Beispiel der „coole“ Markus, der seine neue Schulkameradin Tina systematisch mobbt, um sein Bedürfnis nach Anerkennung in der Klasse zu stillen, lassen die Schülerinnen und Schüler sozusagen „live“ im Spiel erleben, wie bedrohlich und belastend dies von Mobbingopfern erlebt wird. Und was sie als Klassenkameraden aktiv dazu beitragen können, um aus einer solchen Situation heraushelfen zu können. Es ist nicht immer so leicht, bei den Witzen von Markus nicht mitzulachen, aber den Schülern wird schnell bewusst, dass sie diesen Kreislauf durchbrechen müssen, damit sich künftig etwas am Verhalten ihres Mitschülers verändert.

Schlimmer noch wird es für Betroffene, wenn die Täter diese Schikanen im Netz auf die Spitze treiben. Kai, der neue Freund von Tina, welcher eine Schulkameradin sogar heimlich und unerlaubt auf der Mädchentoilette filmt und sie im Klassenchat damit bloßstellt, zeigt die realen Gefahren, die der Umgang im Netz immer wieder mit sich bringen. Neben den ethischen Aspekten geht es auch um strafrechtliche Hintergründe, die anschaulich aufgezeigt und besprochen werden. Selbst Tina fängt an und filmt heimlich einen Klassenkameraden – wollte sie sich rächen oder auch mal cool sein? Ganz egal, es ist verboten, heimlich Aufnahmen von anderen zu machen und diese ins Netz zu stellen.

Diskussion über die Altersfreigaben

Die Situation, dass manche Kinder und Jugendliche über das normale Maß hinaus im Netz „Zocken“ und „Chatten“ und dass die Altersfreigaben hierbei oft auch keine Rolle mehr spielen, zeigt eine Szene mit den Protagonisten Klaus und Tina anschaulich auf. Spiele wie der Ego-Shooter „Call of Duty“ oder in diesem Kontext bewusst angesprochen auch die aktuell umstrittene Netflix-Serie „Squid Game“ werden intensiv mit den Schülern diskutiert. Netflix empfiehlt ihre eigene Serie, wohl auch aufgrund der drastischen Gewaltdarstellungen, erst ab 16 Jahren. Obwohl eine kindersichere Einstellung in Netflix möglich ist, wissen Eltern oft nicht, wie man dies einstellen kann. Auf der Medienschutzplattform Klicksafe wird empfohlen, einen Kinder-Account einzurichten; eine Anleitung findet sich unter www.klicksafe.de/materialien/netflix-disney-co-streamingdienste-sicher-nutzen/. Hier kann man festlegen, auf welche Inhalte die eigenen Kinder zugreifen können. Auch hier gilt laut Klicksafe: „Reden Sie mit Ihrem Kind, nehmen Sie seine Ängste ernst und überlegen Sie sich gemeinsam Strategien zur Bewältigung dieser, zum Beispiel das Gerät weglegen, gemeinsam andere Aktivitäten durchführen, etc.“.

Eine sehr kritische Situation erlebt „Tina“, gespielt von der Fürther Schauspielerin Selina Früchtl, am Schluss des Stückes im Chat mit „Schweinchen Dick“, eine ihr völlig unbekannten Person. Manchmal sind Eltern sich gar nicht so bewusst darüber, in welchen Streaming-Diensten oder scheinbar harmlosen Online-Spielen ihr Nachwuchs sozusagen kinderleicht in Kontakt zu „wildfremden Menschen“ kommt. Dirk Bayer erklärt in diesem Zusammenhang kurz die fünf wichtigsten Internetregeln:

1. „Sei misstrauisch“; denn nicht jeder ist der, der er zu sein scheint.

2. „Tu´s nicht“; gebe niemals deine Daten, wie den richtigen Namen, dein Alter oder gar deine Adresse Preis.

3. „Klick weg“; wenn wildfremde Personen dich im Netz belästigen.

4. „Sag nein“; wenn sich Unbekannte mit dir irgendwo ohne Erwachsene treffen wollen.

5. „Sag Bescheid“; deinen Eltern, anderen Erwachsenen oder Verwandten, wenn du ausversehen in eine für dich schwierige Situation gerätst. Es ist immer wichtig, Hilfe zu holen.

Damit die Schülerinnen und Schüler die Themen des Stückes im Nachhinein besser verarbeiten können und diese in Zukunft ins eigene Handeln einfließen lassen können, werden diese gemeinsam mit den Lehrkräften im Unterricht vertiefend nachbereitet.

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