Angesichts der Lieferengpässe von Arzneimitteln hat die
Hauptversammlung des Deutschen Apothekertags eine Stärkung der
Apotheken vor Ort verlangt. Einstimmig ohne Enthaltung wurde ein
Antrag des Apothekerverbandes Nordrhein unterstützt, im dem der
Gesetzgeber aufgefordert wird, „die öffentlichen Apotheken so zu
stärken, dass eine schnellere und effizientere Versorgung von
Patientinnen und Patienten gewährleistet wird und so
Therapieverzögerungen vermieden werden.“ Um die verordnenden
Ärztinnen
und Ärzte von bürokratischem und zeitlichem Aufwand zu entlasteten,
sollten die „Apothekerinnen und Apothekern mehr Handlungsspielraum
beim Austausch von verordneten Arzneimitteln bekommen“. Es müsse
verhindert werden, dass betroffene Patienten in ein „Karussell“
zwischen Arztpraxis und Apotheke kommen, wenn ein Arzneimittel nicht
lieferbar sei, so der Antrag. Es wird gefordert, die Austauschregeln
aus der Pandemiezeit wieder gelten zu lassen oder sogar zu erweitern.
Dokumentationen gegenüber
den gesetzlichen Krankenkassen sollten so minimalisiert werden, dass
Taxbeanstandungen weitgehend ausgeschlossen werden. Für den
zusätzlichen Aufwand bei der Bewältigung von Lieferengpässen müsste
ein angemessener finanzieller Ausgleich geschaffen werden. Die
Lieferengpasspauschale solle angehoben werden.
Laut dem aktuellen Apothekenklima-Index 2024, einer repräsentativen
Umfrage unter 500 Apothekeninhaberinnen und -inhabern, gehören
Lieferengpässe für vier von fünf Apotheken zu den größten Ärgernissen
im Versorgungsalltag (82,8 Prozent). Die Mehrheit der Apothekenteams
(77,0 Prozent) muss für die Bewältigung der Lieferengpässe zwischen
10 und 40 Stunden pro Woche aufwenden. Die Herausforderungen in den
Apotheken bestehen vor allem in der Patientenkommunikation (80,4
Prozent), in der Rücksprache
mit den Arztpraxen (76,0 Prozent) und in den Verfügbarkeitsanfragen
beim Großhandel (75,8 Prozent). Die größten Gefahren für die
Patientenschaft sehen die Apothekeninhaberinnen und -inhaber bei
Antibiotika (84,0 Prozent), gefolgt von Inhalativa (73,2 Prozent) und
Antidiabetika (66,6 Prozent). Derweil hat das Lieferengpassgesetz
(„ALBVVG“) aus dem Jahr 2023 laut Apothekenklima-Index 2024 für keine
Verbesserung der Situation gesorgt. So gibt sogar die Mehrheit der
Befragten an, dass es seit
Inkrafttreten des Lieferengpassgesetzes im vorigen Jahr „signifikant
mehr Aufwand“ gibt (53,2 Prozent).