Schweinfurt (red). Manch einer musste schon zum Platz zurück, um Geld zu holen. Mit fünf Euro Pfand auf Getränkekrüge- und Gläser hat in diesem Jahr so mancher Festveranstalter seine Gäste überrascht. Damit war das Pfand meist höher als der Inhalt. Vor allem Familien beklagen, dass Festbesuche unattraktiv werden, da bei einem Mittagessen für Besteck und Teller ja meistens ebenfalls Pfand fällig werden. Eine vierköpfige Familie ist da schnell 36 Euro für Pfand los, ohne etwas getrunken und gegessen zu haben. Geld, das nach ordnungsgemäßer Rückgabe selbstverständlich wieder ausgezahlt wird, zunächst aber für weiteren Konsum erst einmal blockiert ist.
Bislang wurden im allgemeinen zwei bis drei Euro Pfand auf Krüge – egal on 1-Liter oder 0,5-Liter – und Gläser erhoben, fünf Euro entsprechen somit in etwa einer Verdoppelung. Eine Maßnahme die Veranstalter und Getränkevertreiber aus ihrer Sicht durchaus begründen können: Gestiegene Kosten und Beschaffungspreise. So kostet ein Bierkrug nach Auskunft aus der Brauerei Roth aktuell im Einkauf schon 3,50 Euro. Wieviel Pfand der Veranstalter verlangt, sei ihm jedoch freigestellt. Glasbruch müsse jedoch in Rechnung gestellt werden, da auch die Beschaffung neuer Krüge aktuell nicht so einfach sei. Diese werden nämlich in der Ukraine hergestellt, wo die Produktion aufgrund der Kriegsereignisse eingebrochen sei und Alternativen aus Rußland dürfe man aktuell nicht annehmen.
Die Zeiten, als es ein prozentualer Glasbruch von vorneherein kostenfrei zugestanden wurde – das waren einst bis zu zehn Prozent – sind längst vorbei. Für Fehlrückgaben habe die Brauerei am Ende 200 Euro verrechnet, war etwa aus Grettstadt zu hören. Bezogen auf die Größenordnung des Festes und unter Abzug des dafür einbehaltenen Pfandes allerdings ein vernachlässigbarer Betrag, zumal auch beim Spülen Glasbruch passiert oder angebrochene Henkel endgültig abreißen.
Noch präziser waren die Angaben von der Gartenstadt-Kirchweih in Schweinfurt. Bei insgesamt 1.300 zum Einsatz gekommenen Krügen, konnten nur 15 nicht zurück gegeben werden, weil sie gefehlt haben oder unbrauchbar waren, somit eine Fehlerquote von nur knapp über einem Prozent. Von den 72 Weißbiergläsern gingen 69 heil zurück an die Brauerei. Zwei Euro Pfand haben sich bewährt, teilt Vorsitzende Birgit Umhöfer mit. Glasbruch oder Diebstahl sei wohl auch wegen des gut einsehbaren Festgeländes noch nie ein größeres Problem gewesen. Schwerer wog da eher der Verlust einer Biertischgarnitur.
Bei der Schonunger Kirchweih setzte man dieses Jahr erstmals auf fünf Euro Pfand. 1.400 Krüge waren im Einsatz und etwa 100 kamen nicht zurück. Sieben Prozent Verlust waren zwar erheblich mehr als bei der Gartenstadt-Kirchweih, doch gar nicht so sehr der eigentliche Grund der Pfanderhöhung, wie Organisationsleiterin Ute Fleischmann mitteilt. Die bisherigen drei Euro Pfand hätten den materiellen Verlust zwar nicht komplett abgedeckt und auch im Verhältnis zum Gesamtgewinn des Festes war dies auch hier eine zu vernachlässigende Größe. Hauptgrund war vielmehr, dass es immer schwieriger werde Helfer zu generieren und einen fünf-Euro-Schein zurückzugeben, sei wesentlich einfacher als Kleingeldrechnerei. Dieses Argument war dann nach langer Abwägung im Festausschuss mehrheitsfähig. Gleichwohl würden die Ausgaben und Auflagen immer höher, sodass inzwischen auf jeden Euro acht gegeben werden müsse. So müssen bei eienem Fest dieser Größenordnung seit Corona alle Krüge aus Hygienegründen vor Abgabe nochmals durch die mechanische Spülmaschine, von denen drei Stück angeschafft werden mussten – wieder zusätzliche Kosten. Neben Glasbruchersatz verlange die Brauerei zudem eine Pauschalmiete. Diese Kosten können nicht noch mehr den ohnehin schon so hohen Getränkepreisen aufgesattelt werden.
An mutwilligen Diebstahl glaubt auch Ute Fleischmann nicht. Das sind dann wohl eher nicht ganz leer getrunkene Krüge, die als „Wegzehrung“ dafür sorgen, dass auf dem Heimweg niemand verdurste. Oft tauche entsorgtes Pfandgut im Umfeld des Festgeländes wieder auf.
Fazit: Aus kaufmännischer Sicht ist ein Pfand von fünf Euro sicher angebracht, um die Sachkosten abzudecken. Da Glasbruch oder Diebstahl – zumindest bei dieser Umfrage – eine eher untergeordnete Rolle bei Festen spielen, ist das Verhältnis zwischen Verlust und erzielter Festumsatz/Gesamtgewinn auch in Relation zur Entspanntheit und guten Laune der Festbesucher zu sehen. Ein exorbitant in die Höhe getriebenes Pfand lässt sich zwar immer mit dem Argument erklären, „dass man es ja wieder zurück bekommt“, aber es blockiert zunächst Umsatz und auch mancher „Pfandräuber“ könnte sich auf den Plan gerufen fühlen, was mehr Konzentration auf das Mietobjekt erfordert und bei strittigen Eigentumsrechten sogar zu Aggressionen führen kann. Dass das gemietete Gefäß aus diesem Grund auch häufiger zum Toilettengang mitgenommen wird, macht die Vorstellung weiteren Gebrauchs nicht unbedingt appetitlicher.
Auch der in Franken häufig praktizierte Brauch, mal eine Maß oder gleich eine Runde auszugeben, könnte durch hohes Pfand ausgebremst werden. Und die Spekulation dass manch einer in der Fest-Euphorie sein bepfandetes Gefäß vergisst, ist unredlich, zumal sich Unbefugte daran bereichern könnten und bei guter Gelegenheit wohl auch tun werden. Dem oft ungeübten Ausschankpersonal komplizierte Pfandmarken-Regelungen aufzuerlegen, sorgt für Diskussionen, verzögert den Betriebsablauf und sorgt bei Hochbetrieb für lange Schlangen, vor allem dann, wenn Krüge, Gläser und Flaschen bunt durcheinander zurückgegeben werden und in anderer Kombination nachbestellt wird.
Grundsätzlich bleibt es jedem Ausrichter aber selbst überlassen, mit welchen „Hürden“ er seine Gäste zusätzlich belasten möchte – und dem Gast, ob der solche Feste besucht, oder lieber in ein Gasthaus geht, wo das gesamte Gedeck pfandfrei ist und nachher auch noch abgeräumt wird.
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