Schweinfurt (rm) – Im Rahmen einer Feierstunde in der guten Stube des Schweinfurter Rathauses verliehen in der vergangenen Woche die Stadt Schweinfurt und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina erstmals gemeinsam den Carus-Preis und die Carus-Medaille. Geehrt wurden die beiden Wissenschaftler Prof. Dr. Nicola A. Spaldin von der ETH Zürich und Prof. Dr. Frank Glorius von der Universität Münster.
Anlässlich der diesjährigen Preisverleihung konnte Oberbürgermeister Sebastian Remelé zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft in der Diele des Alten Rathauses willkommen kommen heißen. In seinem Grußwort hob er die enge Verbundenheit mit der Leopoldina, die 1652 in Schweinfurt gegründet, 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands ernannt wurde und heute ihren festen Sitz in Halle hat, hervor.
Ingenieursgeist und Facharbeiterschaft
Mit Blick auf die aktuell schwierige Situation betonte der Oberbürgermeister, dass gerade die Symbiose aus Ingenieursgeist und Facharbeiterschaft sei, die Schweinfurt groß gemacht hätte. Allerdings falle es immer schwerer, das erworbene Wissen, die Forschung und die Entwicklung in die Fläche, in die Industrie und in die Unternehmen zu bringen. Es gelte daher, den Wissenstransfer immer wieder neu zu beleben und voranzutreiben!
Im Anschluss an die Begrüßung verlieh Remelé zusammen mit Prof. Dr. Bettina Rockenbach, der 28. Präsidentin der Leopoldina, die diesjährigen Auszeichnungen an die Chemikerin und Materialforscherin Nicola A. Spaldin und den Chemiker Frank Glorius. In ihrer Laudatio informierte Rockenbach darüber, dass die britische Chemikerin Spaldin, die seit 2011 Professorin für Materialforschung an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich ist, die Erforschung sogenannter Multiferroika revolutioniert habe. Dabei handelt es sich um Materialien, die wahlweise auf magnetische und elektrische Felder reagieren. Das macht sie sehr vielversprechend für die Entwicklung neuer Datenspeicher oder hochpräziser Magnetfeldsensoren. Mit ihren Forschungsarbeiten habe die Wissenschaftlerin die theoretischen Grundlagen für diese Materialklasse gelegt und weltweit zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angeregt, an Multiferroika zu forschen, so die Präsidentin. Da Prof. Spaldin aktuell in den USA weilt, erfolgte die Verleihung in Abwesenheit. Ihre Freude und Dankbarkeit über die Auszeichnung brachte die Wissenschaftlerin in Form einer übersandten Videobotschaft zum Ausdruck.
Als zweite Persönlichkeit wurde Prof. Dr. Frank Glorius mit der Carus-Medaille und dem Carus-Preis ausgezeichnet. Wie von Leopoldina-Präsidentin Rockenbach zu erfahren, hatte Glorius mit seiner Forschung einen großen Beitrag zur Leistungsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Katalyse, einer der wichtigsten Schlüsseltechnologien der modernen Gesellschaft, geleistet. Ziel der Forschungen von Glorius, der seit 2007 Professor für Organische Chemie an der Universität Münster ist, sei es, die Herstellung organischer Moleküle zu vereinfachen oder überhaupt erst zu ermöglichen.
Herstellung von Medikamenten
Diese Moleküle finden in vielen Bereichen Anwendung – z.B. in der chemischen Industrie, Energieversorgung, Werkstoffkunde, Landwirtschaft sowie in der Herstellung von Medikamenten, Duft- und Aromastoffen.
Im Anschluss gewährte Prof. Dr. Frank Glorius mit seinem Vortrag „Moleküle – Herstellung und Funktion“ den anwesenden Gästen einen kurzen Einblick in seine Forschungsarbeiten.
Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von der Pianisten Yadviga Grom mit Werken von Schubert, Mozart und Rachmaninoff.