Grüne Inhalte sichtbar vertreten
Schweinfurt (el). Am 8. März 2026 wird in Schweinfurt ein neuer Oberbürgermeister gewählt. Für Bündnis 90/Die Grünen geht erneut Holger Laschka ins Rennen. Bereits vor sechs Jahren trat er gegen Amtsinhaber Sebastian Remelé (CSU) an – diesmal sieht Laschka jedoch eine deutlich bessere Ausgangsposition, denn Remelé verzichtet auf eine erneute Kandidatur. Das ändert die Ausgangslage grundlegend, sagt Laschka, denn einen Amtsinhaber aus dem Amt zu verdrängen sei immer eine besondere Hürde. Nun sei das Feld offener.
„Wir wollen mit der Kandidatur zudem erreichen, dass grüne Inhalte im Wahlkampf sichtbar vertreten werden“, betont Laschka, der hauptberuflich als Unternehmenssprecher für Deutschland, Österreich und die Schweiz beim Wälzlagerkonzern SKF tätig ist. Ein reiner Listenwahlkampf – wie bei Kommunalwahlen üblich – reiche nicht aus, um zentrale grüne Themen in die öffentliche Debatte zu tragen.
Obwohl es in Schweinfurt keine formellen Koalitionen gibt, sondern eine eher pragmatische Kooperation mit der CSU, haben die Grünen in den letzten Jahren viele ihrer Vorhaben aus dem letzten Kommunalwahlprogramm einbringen können – wenn auch nicht alle. „Es geht ums gegenseitige Befruchten von Ideen“, so Laschka.
Ein zentrales Thema: bezahlbarer Wohnraum.
Gemeinsam mit der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft (SWG) konnte ein neuer Weg gefunden werden, zusätzliche Sozialwohnungen zu schaffen. Damit wurde auch ein geplantes und von den Grünen seinerzeit unterstütztes Bürgerbegehren obsolet. Wichtig war den Grünen zudem, keine weiteren Flächen unnötig zu versiegeln – etwa bei Konversionsflächen. So wurde unter anderem erreicht, keine neue Baugebiete am Stadtrand zu erschließen. Die Flächen Pfannäcker und Mönchskutten bleiben unbebaut.
Stattdessen setzt man auf Nachverdichtung im Stadtgebiet, etwa am ehemaligen Kunstrasensportplatz des SC 1900 am Klingenbrunn. Dort ist bereits eine intakte Infrastruktur vorhanden – mit Kindergärten, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, Bankfiliale und guter Verkehrsanbindung. Neue Baugebiete auf der grünen Wiese würden dagegen große Investitionen in Infrastruktur und breitflächige Versiegelung nach sich ziehen.
Entsiegelung und Solarförderung
Positiv bilanziert Laschka im Rückblick auf die letzten fünf Jahre auch die beschlossene Solarförderung, durch die rund eine Million Euro an private Antragsteller ausgezahlt wurden. Zudem wurden Entsiegelungsmaßnahmen angestoßen – beispielsweise am Schelmsrasen. „Wo sinnvoll entsiegelt werden kann, sollten wir es tun. Und wo sinnvoll nachverdichtet werden kann, eben auch“, so Laschka.
Stadt für Menschen – nicht nur für Autos
Im Bereich Mobilität fordern die Grünen mehr Sicherheit für Fußgänger und Menschen mit Behinderung. Besonders der Schillerplatz sei ein Beispiel dafür, wie bauliche Maßnahmen – etwa Zebrastreifen – Fußgänger besser schützen können. Laschka: „Der Fußgänger ist Verkehrsteilnehmer Nummer eins. Und wir sind es bewegungseingeschränkten Menschen schuldig, sichere Bedingungen zu schaffen.“ Ziel sei eine stimmige Verkehrshierarchie: zu Fuß gehen, wo möglich; Fahrradfahren, wo sinnvoll; Bus fahren als Alternative zum eigenen Auto. „Wenn möglich, sollte eine Familie mit einem Auto auskommen – eventuell ergänzt durch ein Leihfahrzeug bei Bedarf“, so Laschka.
Frequenz bringt Leben in die Innenstadt
Wichtig für die Belebung der Innenstadt sei vor allem eines: Frequenz. „Die Kommune muss Erlebnisse schaffen“, so Laschka. Mit der Werbegemeinschaft „Schweinfurt erleben“ sollen Veranstaltungsformate entwickelt werden, die Menschen in die Stadt ziehen. Auch einfache, niederschwellige Angebote wie regelmäßige Samstagsveranstaltungen auf dem Marktplatz könnten helfen. Die Verwaltung habe sich vor zwei Jahren gegen ein solches Konzept ausgesprochen, doch Laschka ist überzeugt: „Man muss Menschen etwas bieten – dann kommen sie auch.“
Die Stadt habe in der Vergangenheit Fehler gemacht – etwa mit dem Bau der Stadtgalerie, die für die Größe Schweinfurts „viel zu ausladend geraten“ sei. Das Konzept großer, ausschließlicher Shopping-Malls sei ohnehin ein Auslaufmodell, so Laschka, der aber auch eine Gewerbebrache an der Schrammstraße verhindern möchte.
Stadtentwicklung mit Weitblick
Beim Abriss der Maxbrücke setzt der 59-jährige auf eine Weiterentwicklung der Stadtplanungsidee aus den 1980er Jahren. Diese sieht eine Fortführung der Rüfferstraße über den Main vor. Auf der südlichen Seite seien bereits alle Flächen für einen Anschluss beim Krönlein-Stahlhandel an die Carl-Zeiss-Straße städtebaulich freigehalten worden. Die geplante Brücke am Rummert-Ring sieht Laschka ambivalent: „Das Projekt ist ambitioniert“. Zur Maxbrückensanierung ist seine Meinung klar: „Eine zweijährige Sperrung wäre für die Betriebe in der Innenstadt nicht tragbar,“
Wirtschaft und Konversion: Chancen nutzen
Im Bereich Wirtschaftspolitik setzt Laschka auf Vernetzung. Die Einflussmöglichkeiten einer Stadt auf globale Unternehmensentscheidungen seien begrenzt, doch bei Infrastrukturfragen – wie etwa dem Eisenbahnsteg, der eine sinnvolle Abkürzung vom Hauptbahnhof über die Gleise zur Großindustrie darstellte, habe man es selbst in der Hand. „Den hat man erst verrotten lassen, um dann ein Argument für einen Abriss zu haben – ein Beispiel für politisches Desinteresse“, so Laschka.
Für Fach- und Führungskräfte brauche es mehr Anreize, sich in Schweinfurt niederzulassen. Kulturangebote, Kinderbetreuung bis hin zu funktionierenden Netzwerken seien dabei die Schlüssel. Mit der abgeschlossenen Theatersanierung wird Schweinfurt ein weiteres Highlight setzen. Besondere Chancen sieht Laschka bei der Entwicklung der Konversionsflächen – insbesondere bei den Conn-Barracks. Dort könnten innovative Unternehmen angesiedelt werden. Auch ein großes Rechenzentrum sei im Gespräch. Die Flächen dürften keinesfalls „verhökert“ werden, etwa an Speditionsbetriebe – davon profitiere Schweinfurt weder wirtschaftlich noch städtebaulich. Auch wenn das Gelände im Landkreis liegt, hätte die Stadt dennoch Vorteile – etwa durch anteilige Gewerbesteuereinnahmen.
Auf dem zur Stadt gehörenden Ledward-Areal favorisiert Laschka die Anlage eines Bürgerparks. Ein große Veranstaltungshalle anstelle der in die Jahren gekommenen Stadthalle sieht Laschka dagegen als nicht notwendig – „bei 55.000 Einwohnern reicht das bestehende Angebot mit Stadthalle und Konferenzzentrum völlig aus“.
„Mit wenig Geld gut gestalten“
Holger Laschka bringt sich als ausgewiesener Politikprofi und kommunikativer Netzwerker in Stellung für das OB-Amt. Für die Herausforderungen einer Mittelstadt wie Schweinfurt brauche es kluge Prioritäten. Sein Motto: „Wir müssen mit dem wenigen Geld gut gestalten.“
Kurzprofil: Holger Laschka
Alter: 59 Jahre
Beruf: Pressesprecher bei SKF Schweinfurt
Partei: Bündnis 90/Die Grünen
OB-Kandidat für Schweinfurt 2026
Zentrale Themen: Stadtentwicklung, soziale Wohnraumförderung, nachhaltige Mobilität, Kultur, wirtschaftliche Vernetzung M

