Gründung der Interessengemeinschaft zur Rettung des St. Josefs Krankenhauses Schweinfurt e.V.

Der Vorstand der neu gegründeten Interessengemeinschaft zum Erhalt des Krankenhauses St. Josef (v. li.). Bastian Hemming, Stephan Stuhr, Steffi List, Stefan Labus, Axel Schöll, Dagmar Bebersdorf, Stefan Glöckner. Foto: Jessica Singletary

Schweinfurt (jsi). Die Gründung einer Interessengemeinschaft ist der wohl letzte Versuch, das bislang Unabwendbare doch noch abzuwenden. Die „Interessensgemeinschaft zur Rettung des St. Josefs Krankenhauses Schweinfurt e.V.“ entstand aus der wachsenden Besorgnis über die drohende Schließung des traditionsreichen Krankenhauses, welches seit vielen Jahren eine zentrale Rolle in der medizinischen Versorgung der Region spielt. Bei der Gründungsversammlung im Sportheim des TV Oberndorf wurde Stadtrat Stefan Labus zum  1. Vorsitzenden gewählt.  Stefan Labus betonte in seiner Ansprache, dass „nur mit Spenden das Krankenhaus nicht zu halten“ sei. Die Gründung des Vereins soll dazu dienen, die Aufmerksamkeit in der Bevölkerung nochmals zu verstärken und Druck auf die Lokalpolitik auszuüben. Es sind bereits Charity-Aktionen geplant, darunter eine Tombola, um Spenden zu sammeln und das Bewusstsein für die Belange des St. Josefs Krankenhauses zu schärfen.

Aktuell beschäftigt das Krankenhaus St. Josef rund 800 Mitarbeiter, die jährlich etwa 30.000 Patienten betreuen. Besonders bemerkenswert ist die Notaufnahme, die jährlich etwa 30.000 Notfalleinheiten verzeichnet – nur 2.000 Einheiten weniger als im Leopoldina Krankenhaus in Schweinfurt. Die Schließung des St. Josefs Krankenhauses würde bedeuten, dass das Leopoldina-Krankenhaus unmöglich alle Notfälle auffangen könnte.  

Eine Überlastung könnte zu längeren Wartezeiten für Patienten führen und die Qualität der medizinischen Versorgung beeinträchtigen. Zudem könnten viele Patienten in kritischen Situationen möglicherweise nicht rechtzeitig die notwendige Hilfe erhalten.

Ein Gründungsmitglied des Vereins berichtete von seinen eigenen Erfahrungen: „Ich selbst war in der Notaufnahme im Leo und habe 8 Stunden gewartet. Danach bin ich wieder gegangen, ohne einen Arzt überhaupt gesehen zu haben.“ 

Nur mit einer effizienten Gesundheitsversorgung werde die Region für potenzielle Arbeitnehmer attraktiver, da sie sich auf eine sichere und schnelle Behandlung im Falle von Arbeitsunfällen oder gesundheitlichen Problemen verlassen kann, so Labus weiter.

Das St. Josef Krankenhaus werde seit Jahren „totgeredet“ und stehe ohne Perspektive da, was dazu führt, dass sich potenzielle neue Mitarbeiter anderweitig umschauen. „Gäbe man dem Krankenhaus eine Perspektive für die Zukunft, käme gerne neues Personal“, so ein Mitarbeiter der Einrichtung. Allgemein ist der Tenor in der Bevölkerung positiv: Viele Menschen gehen sehr gerne ins St. Josef Krankenhaus – sei es als Patient oder als Mitarbeiter.

Im Gespräch mit dieser Redaktion wird Labus konkret, wie der Fortbestand gesichert werden soll. Er geht davon aus, dass die Stadt ihr 50 Prozent-Angebot aufrecht erhält, so wie sie es in dem dann gescheiterten Kooperationsabgebot mit dem Leopoldina bereits eingebracht hatte. Um sich die bestimmungshoheit zu erhalten schlägt Labus sogar einen 51-prozentigen Anteil vor. Mit weiteren 25 Prozent würde er den Landkreis mit ins Boot nehmen und den Bezirk Unterfranken mit zehn Prozent. Auf den Landkreis Haßberge und private Investoren entfiele lediglich ein fünfprozentiger Anteil und den Rest sieht er durch Zuschüsse und Förderungen gedeckt. „Es müssen sich nur alle Protagonisten zusammen setzen und dies dann auch umsetzen“, so Labus. Andere Gemeinschaftsprojekte, wie beispielsweise das GKS hätten gezeigt, dass derartige Kooperationen durchaus gut harmonieren. Bis Ende Oktober sei nun Zeit, dass die Kooperationspartner eine GmbH gründen.

Aufgabe der Interessengemeinschaft sei es deshalb den notwendigen Druck auf die Handelnden auszuüben. Diese hätten die schlechte Nachricht der Schließung gerne aufgenommen, um sich schnell an dem hoch qualifizierten Personal zu bedienen, um ihre anderen Einrichtungen zu verbessern.

Besonders enttäuschend empfinden viele Mitglieder der Interessensgemeinschaft die Reaktionen der Lokalpolitik auf ihre Bemühungen um den Erhalt des Krankenhauses. Der Orden der Erlöserschwestern hat sogar der Stadt Schweinfurt die Schenkung des St. Josef Krankenhauses angeboten – die Stadt habe jedoch abgelehnt.

Die Interessengemeinschaft bezieht ihre Zuversicht auch aus einem Gutachten, das 2021 von Professor Dr. Norbert Roeder erstellt wurde, der auf rentabilitätsgutachten für Krankenhäuser spezialisiert ist. Es sei jedoch seitens der Stadt als „zu alt“ verworfen worden.

Vielmehr hätte das Augenmerk von Stadt und Landkreis von Beginn an den Mitarbeitern gegeolten, mit denen Personalengpässe in den weiteren Einrichtungen von Stadt und Land aufgefangen werden sollten. Labus unterstellt dem OB an dieser Stelle lieber Arbeitsvermittler als Retter gespielt zu haben. 

Das Fehlen eines „Backups“ im Gesundheitswesen kann in der Tat problematisch sein, insbesondere wenn es um Notfallversorgung geht. Sollte am Leopoldina Krankenhaus ein ernsthaftes Problem auftreten, wie z.B. eine Überlastung, technische Störungen oder andere Krisensituationen, könnte dies zu einer erheblichen Lücke in der medizinischen Versorgung führen.

Die Interessensgemeinschaft setzt sich weiterhin dafür ein, das Bewusstsein für die Bedeutung des St. Josef Krankenhauses in der Region zu schärfen und Druck auf die Politik auszuüben, um eine positive Wende in dieser kritischen Situation herbeizuführen.

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