Grenzbegang der Grafenrheinfelder und Röthleiner Siebener

Foto: Kerstin Keller
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Traditionelles Ehrenamt sorgt für klare Verhältnisse und gute Nachbarschaft

Einmal im Jahr machen sich die Feldgeschworenen – oder „Siebener“, wie sie bei uns genannt werden – auf den Weg, um die alten Grenzsteine ihrer Gemeinde zu kontrollieren. Diese Tradition ist ein bedeutender Bestandteil der kommunalen Selbstverwaltung – und gleichzeitig ein gelebtes, jahrhundertealtes Brauchtum.

In diesem Jahr haben sich die Siebener aus Grafenrheinfeld gemeinsam mit den Feldgeschworenen der Nachbargemeinde Röthlein aufgemacht, um die gemeinsame Grenze der beiden sogenannten „Elmuß-Gemeinden“ zu begehen. Bei bestem Wetter, in guter Nachbarschaft und kameradschaftlichem Miteinander haben die beiden Gruppen die historischen Grenzsteine entlang der Gemarkungsgrenze aufgesucht, freigelegt und sorgfältig überprüft.

Angeführt wurden die Siebener von den beiden Obmännern Alfons Weth (Grafenrheinfeld) und Daniel Götz (Röthlein), die mit ihrer Erfahrung und Ortskenntnis den Grenzgang organisiert und begleitet haben.

„Es ist beeindruckend zu sehen, mit welchem Engagement unsere Siebener ihrer Aufgabe nachgehen“, sagte Erster Bürgermeister Christian Keller, der den Grenzgang der Grafenrheinfelder Siebener begleitet hat. „Hier wird nicht nur eine jahrhundertealte Tradition lebendig gehalten, sondern auch ein wichtiger Dienst für unsere Gemeinde geleistet.“

Mit alten Karten, Maßband, Hacke, Schaufel und einem speziellen Metalldorn ausgestattet, haben sich junge und erfahrene Siebener gemeinsam auf den Weg gemacht. Das Wissen der älteren Feldgeschworenen ist dabei unverzichtbar – es wurde an die jüngeren Kollegen weitergegeben, damit das Ehrenamt auch in Zukunft gesichert bleibt. „Diese Verbindung zwischen Jung und Alt ist nicht nur bei den Grenzbegehungen wichtig“, betonte Bürgermeister Keller, „sie ist ein Symbol für das Zusammenhalten und Miteinander unserer ganzen Gemeinde.“

Manchmal hat es seine Zeit gebraucht, bis ein Grenzstein im hohen Gras oder zwischen Baumwurzeln wieder auftauchte – schließlich wächst im Laufe der Jahre buchstäblich „Gras über die Sache“. Doch mit viel Geduld, Erfahrung und einem geschulten Ohr für den Klang des Metalldorns haben die Siebener zuverlässig erkannt, ob sie auf einen Grenzstein oder auf gewöhnliche Ackersteine gestoßen sind. Die Trefferquote bleibt beeindruckend – ein Verdienst der langjährigen Praxis.

Der Grenzgang hat einmal mehr gezeigt, dass solche Begehungen nicht nur eine wichtige Aufgabe sind, um die Gemeindegrenzen dauerhaft klar erkennbar zu halten, sondern auch Ausdruck gelebter Nachbarschaft und gegenseitigen Respekts. „Diese Zusammenarbeit mit Röthlein ist ein tolles Beispiel dafür, wie wir unsere Nachbarschaft pflegen – über Grenzen hinweg“, freute sich Bürgermeister Keller.

Hintergrund:
Feldgeschworene – in unserer Region auch „Siebener“ genannt – gibt es in Bayern, Rheinland-Pfalz und Teilen Thüringens. Das Ehrenamt der Feldgeschworenen existiert seit dem 12. oder 13. Jahrhundert und gehört zu den ältesten noch aktiven Ämtern der kommunalen Selbstverwaltung. Die Feldgeschworenen werden auf Lebenszeit vereidigt, arbeiten ausschließlich in ihrem Heimatgebiet und sind zur Verschwiegenheit verpflichtet. Ihre Hauptaufgabe ist die regelmäßige Grenzbegehung sowie die Unterstützung der staatlichen Vermessungsbehörden. Zum Schutz der Grenzsteine vor Manipulation kennen die Siebener ein uraltes Geheimnis – das sogenannte „Siebenergeheimnis“.

„Ich danke allen Feldgeschworenen – insbesondere unseren Siebenern aus Grafenrheinfeld – für ihren ehrenamtlichen Einsatz und ihre Zuverlässigkeit. Ihr sorgt dafür, dass unsere Grenzen gewahrt bleiben, die Nachbarschaft funktioniert und eine wichtige Tradition lebendig bleibt“, so Bürgermeister Keller abschließend.

Text: Christian Keller

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