Landkreis Schweinfurt (red). Viele Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer entdecken zurzeit große Ansammlungen von Engerlingen in der Erde von Töpfen, Hochbeeten oder Kleingewächshäusern. Häufig handelt es sich um die Larven des geschützten Rosenkäfers, der den Zier- und Nutzgarten als Lebensraum für sich entdeckt hat, meint Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege, Brigitte Goss. Sie berät zu allen Gartenfragen im Landkreis Schweinfurt und gibt Tipps zum Umgang mit Engerlingen im Gemüsegarten.
Die Engerlinge des Gemeinen Rosenkäfers (Cetonia aurata) sind wie bei allen Blatthornkäferarten Larven, die im Boden heranwachsen. Zu der großen Familie der Blatthornkäfer gehören Berühmtheiten wie der Pillendreher, der Maikäfer oder die geschützten Hirschkäfer und Nashornkäfer. Alle Larven beziehungsweise Engerlinge entwickeln sich im Boden und ernähren sich von Pflanzenwurzeln, pflanzlichen Abfall oder Dung. Engerlinge erkennt man an der gekrümmten Körperform. In dieser Entwicklungsphase sind die unterschiedlichen Arten nur schwer voneinander zu unterscheiden. Die Larve des Rosenkäfers hat aber eine besondere Eigenschaft. Sie ist die Einzige, die sich auf dem Rücken fortbewegt, wenn man sie auf eine ebene Unterlage legt.
Rosenkäfer-Engerlinge ernähren sich von abgestorbenem und sich zersetzendem Holz und von Humus. Im Kompost wirken sie wie natürliche Schredder der Holzbestandteile und sind somit äußerst wertvoll. Ihre Entwicklungszeit beträgt 2 bis 3 Jahre.
Der „erwachsene“ Gemeine Rosenkäfer ist 14 bis 20 mm lang und durch seine grün-gold-glänzende Deckfarbe ein sehr auffälliger Käfer. Er ist durch die Bundesartenschutzverordnung geschützt und darf nicht getötet werden. Das gilt natürlich auch für das Larvenstadium. Den Käfer kann man von April bis September an Rosen, Schneeball, Hartriegel, Holunder, Flieder sowie an Disteln und Doldenblütler beobachten. Er ernährt sich von Pollen, Blütenblättern und süßen Pflanzenteilen und richtet in dieser Lebensphase keinen nennenswerten Schaden an Pflanzen an.
Bisher fand man die Engerlinge des Gemeinen Rosenkäfers nur im Kompost oder im Gartenboden. Doch jetzt ist er auch in die Erde von Kübelpflanzen, Hochbeeten oder in Kleingewächshäusern eingezogen. Dort werden häufig die modernen Bioerden- und Substrate verwendet. Sie enthalten halbverrottete organische Pflanzenteile, wie Holzfasern als Ersatzstoff für Torf. Das ist genau die richtige Nahrung für die Larven des Käfers. Zudem werden diese Bereiche im Sommer in Trockenphasen von Gartenbesitzerinnen- und Besitzer feucht gehalten. Vermutlich „riechen“ die Weibchen des Käfers optimale Bedingungen für ihre Nachkommen und legen ihre Eier dort ab. Obwohl sich die Larven von abgestorbenen Pflanzenteilen ernähren, reicht in dem begrenzten Raum der Töpfe und Hochbeete diese Nahrungsquelle nicht aus. So stehen dann auch frische Pflanzenwurzeln auf dem Speiseplan. Beliebt sind besonders die Wurzeln der Gurkenpflanzen.
Gartenfachberaterin Brigitte Goss rät, Engerlinge unbedingt aus den Gefäßen zu entfernen. Dort schädigen sie nicht nur die Pflanzen, sondern haben auch zu wenig Nahrung um sich weiter entwickeln zu können: „Töten Sie die Engerlinge nicht, denn es könnte sich bei den Tieren um geschützte Arten, wie eben den Rosenkäfer, den Hirschkäfer oder den Nashornkäfer handeln. Geben Sie die Engerlinge in einen halbfertigen Komposthaufen. Dort können sie gute Dienste leisten, weil sie das organische Material zu Humus zersetzen. Wer keinen Kompost im Garten hat, kann die Larven an Waldlichtungen oder in parkähnlichen Landschaftsstrukturen auf den Boden entlassen“, so Goss.
Da Rosenkäfer anscheinend vom Geruch der Biosubstrate oder von halb verrotteten Kompost angelockt werden, sollte man die Eiablage der Rosenkäfer im Nutzgarten oder in Töpfe verhindern. Vorbeugend sollten offene Flächen abgedeckt oder gemulcht werden. Es eignet sich Schafwollvlies, Jutesäcke oder unbedruckter Karton. Rindenmulch oder Holzhäcksel als Mulchmaterial sollte im Gemüsegarten nicht verwendet werden, da er sich ja gerade von zersetzendem Holz ernährt.
Dagegen scheint der Rosenkäfer Zwiebeln und Knoblauch zu meiden. Daher ist es ratsam, Knoblauchzehen oder Steckzwiebeln zwischen die Kulturen zu stecken. Hilfreich ist das Abdecken der Gemüsekulturen mit einem Kulturschutznetz ab der Pflanzung. Das Netz lässt Wasser und Regen durch und hält neben dem Rosenkäfer auch andere Schädlinge fern. Bei der Neuanlage eines Hochbeetes sollte nicht, wie oft empfohlen, Äste oder Hölzer in die unterste Schicht eingebaut werden. Stattdessen Dachsubstrate, mineralische Substrate oder einfach nur Erde.
Da dieses Massenaufkommen der Käfer im Hausgarten noch relativ neu ist, sollten verschiedene Abwehrmaßnahmen ausprobiert werden. Vielleicht halten bestimmte Pflanzenarten als Mulch wie Holunderblätter oder Rhabarberblätter die Käfer aus dem Gemüsegarten und den Kübelpflanzen ja ebenfalls fern. Vögel, Spitzmäuse und Igel erledigen gern den Rest. Es lohnt sich also, diese natürlichen Feinde im eigenen Garten zu fördern.