Einig im Urteil über die Sinnlosigkeit des Krieges

Schweinfurt (el). Wenn zu einem kurzfristig organisierten Konzert über 300 Besucher in die Stadthalle strömen, hat das einen tieferen Grund. Und dieser ist der aktuelle Ukraine-Konflikt, der die Menschen nicht nur schockiert, sondern auch zu einer riesengroßen Welle der Hilfsbereitschaft animiert hat.

So war es auch beim Benefizkonzert für Betroffene des Ukraine-Krieges in der Stadthalle, das die internationale Hilfsgemeinschaft „Apotheker ohne Grenzen“ mit Unterstützung des Schweinfurter Theaters und der Stadthalle organisiert hatte. Deren Vorsitzender Jochen Schreeck berichtete von den immer größer werdenden Schwierigkeiten, zu den Kollegen vor Ort Kontakt zu halten. Doch dieser sei enorm wichtig, um gezielt die Medikamente und Versorgungsmaterialien zu liefern, die dringend benötigt werden. Leider komme es immer wieder auch vor, dass Transporte umkehren müssen oder sie sogar unter Beschuss geraten. 60 Transporte seien dennoch bislang möglich gewesen. Schreeck lobte in diesem Zusammenhang unbürokratische Verordnungen, denn Medikamententransporte ins Ausland unterliegen normalerweise strengen Bestimmungen.

Vladislav Popyalkovsky  an der Violine 

Mit dem Konzert in der Stadthalle wurde ein wichtiger Beitrag geleistet, diese Arbeit zu unterstützen, denn die freiwilligen Spenden gehen ohne Abzug in die Ukraine-Hilfe der „Apotheker ohne Grenzen“. Insgesamt waren rund 3.100 Euro zusammen gekommen, die die Schweinfurter Apothekerin Anna Bantschukowa von der Kreuz-Apotheke auf 3.500 Euro aufstockte.

Das besondere an dieser Benefiz-Aktion war, dass dieses Konzert in Zusammenarbeit von ukrainischen und russischen Organisatoren, bzw. Musikern möglich geworden war. Violinist Vladislav Popyalkovsky ist Mitglied der Bamberger Symphoniker und stammt ebenso aus Russland sowie sein Kollege Andrey Godik an der Oboe.  Aus Brasilien hingegen stammt  Guilherme Nardelli Monegatto, der das Cello spielte. Er ist  Akademist der Bamberger Symphoniker. Im Mittelpunkt des Nachmittags standen Werke von Johann Sebastian Bach und Wolfgang Amadeus Mozart. Eindrucksvoll untermalt wurde die Veranstaltung durch die Vorträge des Rezitators Martin Neubauer, der Verse des ukrainischen Lyrikers Taras Schewtschenko neben Friedens-Gedanken von Leo Tolstoi und Nikolai Gogol vorstellte.

Martin Neubauer rezitierte Gedichte ukrainischer und russischer Lyriker

Krieg unterliegt keinem Wandel der Zeit, er ist immer gleichsam grausam und schrecklich, dabei sei der menschliche Körper – anders als bei Tieren – gar nicht für Angriff oder Abwehr von Gewalt geschaffen, wie Neubauer eindrucksvoll in der „Klage des Friedens“ von Erasmus von Rotterdam schilderte. Dem „Kriegslied“ von Matthias Claudius  stellte er das „Friedenslied“ aus „Des Knaben Wunderhorn“ gegenüber. Verstörend aktuell wirkt Ovids Klage der Niobe um ihre toten Kinder. Auch  Schwetschenko musste sich schon vor mehr als 150 Jahren mit dem Thema befassen. Von Nikolai Gogol stammt „Die  ukrainische Nacht“ und Leo Tolstois Klassiker „Die drei Fragen“ zum Sinn des menschlichen Tuns haben heute noch Gültigkeit.

Das „Air“ von Johann Sebastian Bach aus der 3. Suite für Orchester schlug am Ende  mit schmeichelnden Klängen für das Ohr die Brücke von Kriegsleiden zu Dankbarkeit für Frieden in unserem Land.

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