Eigenes Hotel für die Stadttauben

Schweinfurt (el). Der Markusplatz in Venedig ist das Symbol für taubenüberladene Innenstädte, die damit ihren ganz eigenen und besonderen Charme bekommen. Doch dieser Charme kann auch zur Plage werden, wenn er überhand nimmt. Auch am Schweinfurter Marktplatz lassen sich viele Tauben nieder und die Maßnahmen dagegen sind umstritten.

Offizielle Idee ist, durch ein Taubenfütterungsverbot die Nahrungsgrundlage zu entziehen und so der Lage Herr zu werden. Verstöße gegen Fütterungsverbote können sogar mit Bußgeld belegt werden. Immer wieder gab es dagegen Beschwerden und Aktionen von Tierschützern. In Absprache mit der Stadt konnte nun an der Teichanlage am Philosophengang ein geeigneter Standort für einen Taubenschlag gefunden werden. Die Idee dahinter ist, durch professionelle Unterbringung mit samt Fütterung die Tauben vom Marktplatz weg in diese wesentlich komfortablere Umgebung zu locken. Dort kann auch auf den Nestern gebrütet werden, wobei die Eier durch Gips- oder Kunststoffeier ausgetauscht werden. Bis auf eines, denn auch die Tauben lassen sich nicht so leicht hinters Licht führen. Dadurch kann die natürliche Population wesentlich verringert werden. Darum kümmert sich zunächst die Tierschutzorganisation „Pro Animale“ für ein Jahr. In etwa zwei Jahren sollte sich dann die geringere Ausbreitung bemerkbar machen, berichtete Vorsitzende Natascha Wothke beim Richtfest, das genau genommen auch die Einweihung war. Es sollen jedoch noch zwei weitere Taubenschläge an der Harmonie und am Höpperlesturm entstehen. 70 Nist- und Brutplätze finden sich in einem Taubenschlag, sodass am Ende 210 außerhalb der Stadtmauer in der Peripherie zur Verfügung stehen.

Zahlreiche Unterstützer fand das 1. Taubenhotel.  Vorne die Initiatoren mit (v. li.): Stefan Labus (Sponsor), Hans Feser (Zimmerei Feser Kützberg). Ulrike Schneider (Schirmherrin), Natascha Wothke (Pro Animale), Oskar Fröhr (Riedel Bau)  sowie auf der Leiter Taubenschützer Axel Kröner und Jasmin Poyotte (White Angels.

Ermöglicht wurde das  „1. Taubenhotel in der Stadt Schweinfurt“ durch mehrere Sponsoren. Finanziell übernahm die Hauptaufgabe  Stadtrat Stefan Labus, der beim Richtfest den Firmen Zimmerei Feser, Riedel Bau und Brauerei Roth für ihre großzügige Unterstützung dankte. Unterstützt wurde er von Stadträtin Ulrike Schneider, die Spitzen gegen die Stadtverwaltung los wurde. 2019 sei schon ein erster Antrag gestellt worden, drei Jahre habe es nun gedauert, was nach ihrer Meinung auch viel schneller hätte gehen können. Dass das Füttern von Lebewesen unter höherer Strafe gestellt sei als das Wegwerfen einer Zigarettenkippe, sei blanker Hohn.

Jasmin Poyotte von der Straßentaubenhilfe White Angels sieht in den Taubenschlägen die einzig sinnvolle Alternative zur Verringerung der Taubenpopulation und des Tierleids. Den metallernen Stadtadler den Ulrike Schneider als Schirmherrin erhielt, nagelte nach dem Richtspruch Zimmermann Hans Feser fachgerecht an die Tür des 2. Taubenhotels in Schweinfurt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert