Schweinfurt (el). Es sind auch Tränen geflossen, als am 19. September 2014 die US-Amerikaner das Sternenbanner im Ehrenhof der Ledward Barracks einholten und damit ihre Militärpräsenz in Schweinfurt beendeten. Enge Bindungen waren in den 70 Jahren US-Standort Schweinfurt entstanden und bis zu 14.000 Militärangehörige machten einen erheblichen Teil der Schweinfurter Bevölkerung aus, die jedoch nie zur offiziellen Einwohnerzahl zählten.
Doch dieser Tag war dann auch der Beginn zur Umwandlung von 80 ha Militärfläche in zivile Nutzung. An den Beginn dieser Konversion vor zehn Jahren erinnerte ein kleiner Festakt der Stadt in der ehemaligen Panzerhalle auf dem Ledward-Gelände. Diese verlief bisher außerordentlich erfolgreich, wie Oberbürgermeister Sebastian Remelé betonte. 2012 waren er und sein Bamberger Amtskollege ins US-Quartier nach Ansbach gebeten worden, wo die Nachricht zur Schließung überbracht wurde. Dies war zu einer Zeit, als die Welt noch in Ordnung zu sein schien. Die USA hatten nach den Terrorangriffen vom 11. September 2001 einen radikalen Wandel in ihrer Außenpolitik vollzogen und sahen Europa inzwischen weniger gefährdet. Die Annexion der Krim durch Russland sollte erst 2014 folgen. Schon zuvor waren Garnisonen in Bad Kissingen, Giebelstadt und Würzburg geschlossen worden.
Mit seinerzeit noch 100 Mio. Euro an Rücklagen habe sich Schweinfurt sofort an die Arbeit gemacht und Pläne für eine Nachnutzung entworfen und auch umgesetzt. Mit dem Erwerb der Schießanlage auf der Haardthöhe in diesem Jahr sind nun alle ehemaligen US-Liegenschaften im Besitz der Stadt. Dort soll nun Solarenergie erzeugt werden. Zu den Flächen im Stadtbereich kommt noch das Gelände der Conn-Barracks im Landkreis, auf der ein Gewerbepark entstehen soll.
Baureferatsleiter Ralf Brettin gliederte die Maßnahmen in die drei großen Bereiche Askren Manor, Ledward Barracks und Kessler Field. Die ehemalige Wohnsiedlung Askren Manor musste zwar größtenteils abgerissen werden, entwickle sich aber prächtig. Fünf Blocks am Kennedy-Ring und die 26 Offiziershäuser konnten jedoch saniert werden. Insgesamt entstehe Wohnraum für bis zu 2.500 Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten. Hier im neuen Stadtteil Bellevue entsteht derzeit auch die neue Körner-Schule.
Auf dem Ledward-Gelände soll das Haupthaus mit Ehrenhof ebenso erhalten bleiben, wie die Panzerhalle. Diese sei auch eine Reminiszenz an die letzte Nutzung, soll künftig aber Gerätschaften des Bauhofs ebenso beherbergen, wie die Wissenswerkstatt und den mittleren Teil für multifuktionale Nutzung. Die Technische Hochschule habe in dem der Stadt zugewandten Teil acht ha Fläche erworben und die Fakultät für Wirtschaftsingenieurwesen gebaut. Ein weiteres Gebäude soll folgen. Die Carus-Allee erfreut sich bereits großer Beliebtheit für Sport und Spiel und ist Teil des grünen Bandes, das sich vom Main bis zum Sachs-Stadion erstrecken soll. Nachdem die Landesgartenschau aus finanziellen Gründen wieder abgegeben worden war, soll auf dieser Fläche Möglichkeit zur Erweiterung der Kleingartenanlage Alte Warte entstehen. Als grüne Wiese mit Baumanteilen soll sie der Erholung dienen, ergänzt durch einen Ersatz-Skatepark für den aufzugebenden am Kessler-Field und Sportmöglichkeiten.
Das Kessler-Field steht unter dem Motto Klimaquartier. Mobilität soll hier neu gestaltet werden. Die Heeresstraße hingegen soll weiter gesperrt bleiben aber in Teilen zur Neuerschließung mit eingebunden werden. Die Stadtwerke werden ihren Elektromobilitätshub demnächst eröffnen. Die Häuser in Yorktown waren schnell verkauft.
Klaus Mauder war für die deutsche Seite mit seinem amerikanischen Kollegen Brian Atkins als Garnisonsmanager für die Übergabe an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) zuständig. Er erinnerte an die eher nicht-sichtbaren Faktoren der Abwicklung. Immerhin galt es fast 300 Zivilbeschäftigte in Arbeitsverhältnisse zu vermitteln und die Synergieeffekte abzufedern, von denen viele Faktoren betroffen waren. Krankenhauskapazitäten mussten ebenso umgestellt werden, wie Energielieferungen der Stadtwerke oder der Wegfall von Kundschaft für Taxifahrer. Viele großartige Erlebnisse wie das deutsch-amerikanische Volksfest oder auch die Präsenz von großen amerikanischen Straßenkreuzern haben sich nachhaltig in die Erinnerungen eingeprägt. Wie groß die Kameradschaft und Verbundenheit untereinander war zeigte ein kürzlich stattgefundenes Erinnerungstreffen am Schießhaus, an dem 180 Personen teilgenommen hatten. Einige waren dazu eigens aus den USA angereist.