Einweihung der Paul-Maar-Grundschule an der Bellevue.
Schweinfurt (red). Es war ein großer Tag für Schweinfurt und die Weiterentwicklung seiner Stadtteile: Mit der Einweihung der neuen Paul-Maar-Grundschule hat der junge Stadtteil Bellevue ein zentrales Herzstück erhalten. Unter der Federführung der Darmstädter Architekten skds wurden rund 35 Millionen Euro investiert – nicht nur in ein modernes Schulgebäude, sondern auch in eine Kindertagesstätte, die ein umfassendes Betreuungsangebot für Kinder unter sechs Jahren bietet.
Die feierliche Einweihung fand in der neuen, großzügigen Turnhalle statt. Offiziell als Zweifachhalle konzipiert, erlaubt sie dank ihrer Maße sogar regulären Handballsport – und erfüllt damit nahezu die Anforderungen einer Dreifachhalle.
Ein Stadtteil mit Konzept: Wohnen – Wissen – Wirtschaft
Oberbürgermeister Sebastian Remelé stellte bei der Eröffnung das umfassende städtebauliche Gesamtkonzept vor, das nach dem Abzug der US-amerikanischen Streitkräfte entwickelt wurde. Die Leitidee „Wohnen – Wissen – Wirtschaft“ sollte auf dem Gelände der ehemaligen Militärflächen mit Leben gefüllt werden:
Auf dem Gelände von Askren Manor entstand neuer Wohnraum. Die meisten alten Gebäude entsprachen nicht mehr den heutigen Anforderungen und wurden abgerissen – mit Ausnahme einiger ehemaliger Offiziershäuser am südlichen Rand, die saniert und neu vergeben wurden.
Der Bereich Wissen konzentriert sich auf die Ledward Barracks an der Niederwerrner Straße. Dort sollen neben Räumen für die Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (THWS) auch ein Zentrum für Robotik und Wasserstoff entstehen. Auch die Handwerkskammer plant, sich dort anzusiedeln.
Die Wirtschaft soll vor allem auf den Flächen der Conn-Barracks Raum finden, die sich auf die Gemeinden Geldersheim und Niederwerrn verteilen und über einen gemeinsamen Zweckverband verwaltet werden.
Mit der Paul-Maar-Grundschule hat Bellevue nun seinen Ankerpunkt gefunden – ein Ort des Lernens, aber auch der Begegnung und Erholung. Denn das Schulgelände mit seinen Grünflächen ist öffentlich zugänglich und als Parkanlage konzipiert.
Ein Haus für Bildung und Betreuung
Bereits 2016 wurde im Rahmen eines Schulentwicklungskonzepts der Abriss der ehemaligen Elementary and Middle School der US-Armee beschlossen. Ein daraufhin ausgelobter Architekturwettbewerb wurde von skds-Architekten gewonnen, die das Projekt konsequent umsetzten.
Heute bietet die neue Einrichtung zwei Krippengruppen mit insgesamt 24 Plätzen sowie zwei Kindergartengruppen mit 52 Plätzen und einen Hortbereich mit 25 Plätzen.
Trägerin der Kindertageseinrichtung ist die evangelische Gesamtkirchengemeinde Schweinfurt. Dafür sprach der Oberbürgermeister besonderen Dank aus. In einer Gesellschaft, in der immer weniger Kinder christlich getauft werden, sei es nicht selbstverständlich, Verantwortung für christlich geprägte Bildungsarbeit zu übernehmen. Gerade im Prozess gesellschaftlicher Veränderung sei es umso wichtiger, Werte zu vermitteln und Orientierung zu geben.
Auch dem Freistaat Bayern galt sein Dank: Mit einer Förderung von zehn Millionen Euro war der Freistaat maßgeblich an der Realisierung beteiligt. Es sei das größte Bildungsprojekt der vergangenen zehn Jahre in Schweinfurt – und dringend notwendig gewesen, so Remelé: „Für das Wertvollste, was eine Gesellschaft hat – ihre Kinder.“ Zudem werde auch das pädagogische Personal spürbar entlastet, insbesondere in Zeiten, in denen viele Kinder mit geringen Deutschkenntnissen eingeschult werden.
Schule, Sport und Gemeinschaft
Von dem Neubau profitieren nicht nur die Kinder, sondern auch zahlreiche Schweinfurter Vereine. Über 70 Gruppierungen haben bereits Bedarf für Hallensport angemeldet. Die Turnhalle bietet zudem eine Tribüne mit Platz für bis zu 200 Zuschauerinnen und Zuschauer – ideal für Schul- und Vereinssport.
Bertram Odoj, leitender Regierungsdirektor, betonte in seinem Grußwort die Bedeutung solcher Investitionen für die unterfränkische Bildungslandschaft. Dekan Oliver Bruckmann rief alle Anwesenden dazu auf, die „Schätze zu heben, die in Kindern stecken“. Gemeinsam mit Pfarrer Stephan Eschenbacher nahm er anschließend die kirchliche Segnung der Einrichtung vor.
Ein Namensgeber mit Herz und Humor
Für Paul Maar, den wohl bekanntesten noch lebenden Kinderbuchautor Deutschlands, war es eine besondere Ehre, dass eine Schule in seiner Geburtsstadt seinen Namen trägt – und das zu seinen Lebzeiten, was in Bayern eine Seltenheit ist. Wikipedia listet 15 Schulen mit seinem Namen – aber keine in Bayern. „Das ist eine Premiere“, freute sich der Schriftsteller, der u. a. durch das „Sams“ bekannt wurde.
Der Schulchor begrüßte den prominenten Gast mit einem Lied über das Sams. Auch Kinder der Kindertagesstätte und Tanzgruppen aus den dritten und vierten Klassen boten kreative Beiträge zur Feier.
Architektur mit pädagogischem Konzept
Architekt Michael Sonek erläuterte bei der symbolischen Schlüsselübergabe die zentralen Gedanken der Planung. Die Architektur sei auf die Topografie abgestimmt – Höhenstaffelungen greifen die Geländeform auf, die Turnhalle wirkt von außen zurückhaltend, entfaltet aber im Inneren ihre volle räumliche Wirkung.
Die Gestaltung folgt dem Lernhausprinzip: Offene „Marktplätze“, Innenhöfe, Spiel- und Ruhebereiche schaffen Orte des Austauschs und der Entspannung – nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Öffentlichkeit. Offenheit und Transparenz prägen das pädagogische Konzept, sodass Kinder jeden Tag gerne in die Schule und den Kindergarten kommen.

