Grettstadt (Ruth u. Peter Volz). Selten erlebt man, dass etwas Brauchbares herauskommt, wenn Männer beim Bier zusammensitzen und ins Plaudern kommen. Aber gerade so ein Wirtshausdiskurs war 1970 der Auslöser für die Elferratssitzungen in Grettstadt. 2025 feiert man die 55. Session, ein närrisches Jubiläum, das am 11.11. beginnt. Zeit, um bei einer „Familienfete” mit mehreren hundert Aktiven Erinnerungen wach werden zu lassen und sich an Highlights vergangener Jahrzehnte zu erinnern. 1969 hatte man noch den Gochsheimer Karnevalsclub zu Gast in der TSV-Turnhalle, doch ein Jahr später stellten Grettstadter Faschingsfreunde selbst die erste Sitzung auf die Beine und die neue Narrenschar erhielt ihren Namen ,,Wasserelf“. Der Name geht auf das damals noch reichlich sprudelnde Grettstadter Heilwasser aus dem Burkartsbrunnen zurück.
Statt einen neuen Verein zu gründen, schmiedeten die Verantwortlichen von TSV und Gesangverein, allen voran Albin Hofmann, Norbert Weber und Norbert Kraus, eine Faschingsgemeinschaft, die sich bis heute erfolgreich gehalten hat. Einziger Zweck der Wasserelf war die Gestaltung ortseigener Elferratssitzungen. Bis vor wenigen Jahren haben einige der Gründer noch selbst aktiv im närrischen Programm mitgewirkt. Seitdem kamen und gingen viele, pausierten und feierten ihr Comeback. Hatte der erste Sitzungspräsident, der damalige Bürgermeister Ernst Lenhard noch am Sitzungstag früh die Orden in einem Schweinfurter Kaufhaus besorgt, so kultivierten die Nachfolger eigenständige, heiß begehrte Faschingsorden, für die in jeder Session ein neuer Spender gefunden werden musste. Die Firma Meßmer-Tee, die im selben Jahr wie die Wasserelf in Grettstadt ihre Produktion aufnahm, stiftete bereits mehrmals die einzige Belohnung für die Aktiven, denn nach wie vor sind alle Amateure und treten unentgeltlich auf.
Das Programm der Wasserelf, eine Mischung aus Büttenreden, Parodien, gesanglichen, tänzerischen und sportlichen Darbietungen fand so viel Beifall, dass die Zahl der jährlichen Sitzungen auf fünf wuchs und zeitweilig auch auswärts welche durchgeführt wurden. Heute bleiben die Narren wieder im Ort. In den ersten fünf Jahren zeichnete Helmut Clahsen als Gesellschaftspräsident verantwortlich, bis 1977 Karl Müller die Leitung übernahm, der diese nach Jahrzehnten an Marco Wolf abgab.
An deren Seite führten die Sitzungspräsidenten Ernst Lenhard, Manfred Scheuermann, Wolfgang Goldfuß, Gosbert Kimmel, Klaus Schmitt, Oliver Goldfuß, Werner Schech und danach ein Moderationsteam durch das mehrstündige Programm. Stolz sind die Verantwortlichen darauf, dass nie Büttenredner eingekauft werden mussten, alle stammten aus den eigenen Reihen. Von Anfang an dabei die Garden und Solotänzerinnen des TSV und der Faschingschor des Gesangvereins. Ein weiteres Highlight kam mit den Musikclowns auf die Bühne, bei denen neben der Kerngruppe immer wieder Neue miteinsteigen.
Bei der internen Veranstaltung zum 55-jährigen Bestehen wartet auf alle aktiven und ehemaligen Akteure ein buntes Programm mit Musik, Rückblicken, Sketchen und Bildern aus den vergangenen 5 x 11 Jahren.
Für die Allgemeinheit sind die Grettschter Narren dann wieder während der Elferratssitzungen präsent, die am 8., 15. und 22. Februar über die Bühne gehen. Bis dahin müssen sich die eingefleischten Fans noch gedulden.